Genesis 1,14–19
Eigene Übersetzung
- Und Gott sprach: Es seien Leuchten an der Feste des Himmels, um zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden, und sie seien als Zeichen für bestimmte Zeiten, für Tage und für Jahre.
- Und sie seien als Lichter an der Feste des Himmels, um auf die Erde zu leuchten. Und es geschah so.
- Und Gott machte zwei große Leuchten: die große Leuchte zur Herrschaft über den Tag und die kleine Leuchte zur Herrschaft über die Nacht, und die Sterne.
- Und Gott gab sie an die Feste des Himmels, um über die Erde zu leuchten,
- um zu herrschen am Tag und in der Nacht und um zwischen Licht und Dunkelheit zu trennen. Und Gott sah, dass es gut war.
- Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: vierter Tag.
Kommentar
Der vierte Tag lässt viele wundern: Warum werden hier die Sonne und der Mond so spät geschaffen?
Tag und Nacht wurden schon vorher geschaffen und zwischen Hell und Dunkel wurde bereits getrennt.
Wer jetzt wirklich meint, die Israeliten hätten nicht gewusst, dass unser Licht von der Sonne kommt, der unterschätzt die Menschen von früher enorm.
Natürlich konnten die Menschen damals, die ja auch viel näher als wir an der Natur lebten, diese beobachten. Vers 17 sagt ja auch noch einmal, dass eine ihrer Aufgaben war zu leuchten.
Wir sollten also nicht darüber spekulieren, wie „dumm“ die Menschen damals wohl waren, sondern uns vielmehr fragen, warum der Bericht so geschrieben wurde, wie er ist.
Hier fallen einige Dinge auf:
- Das Licht war schon vor den Leuchten da.
- Die Leuchten werden nicht „Sonne“ und „Mond“ genannt.
- Ihr Hauptzweck ist die Bestimmung von Zeiten.
Die beiden ersten Punkte hängen wahrscheinlich zusammen — und das war ein skandalöser Gedanke zur Zeit, als die Schöpfungsgeschichte niedergeschrieben wurde.
Alle damals waren sich bewusst, wie wichtig die Sonne war und dass ohne sie Leben nicht möglich ist. Deshalb war die Sonne in nahezu jeder Kultur göttlich. Entweder sie war ein Gott oder zumindest aus dem Körper eines getöteten Gottes geschaffen.
Anders im Schöpfungsbericht der Bibel: Gott macht einfach nur Leuchten. Es sind einfach nur Objekte mit einer Aufgabe — sie werden nicht einmal mit Namen benannt, wahrscheinlich um nicht auf die Götter anzuspielen, die dahinter stehen sollen.
Das könnte auch der Grund sein, warum es die Trennung zwischen Tag und Nacht, Hell und Dunkel schon vor dem vierten Tag gab. Durch die drei Tage mit Tag und Nacht davor wird noch einmal unterstrichen, dass die Sonne dafür eigentlich gar nicht notwendig ist. Gott hat sich entschieden, ihr diese wichtige Aufgabe zu geben, aber er hätte das gleiche auch ohne dieses Objekt schaffen können.
Deswegen ist ihr wichtigster Zweck in der Schöpfung auch nicht das Leuchten — das hatte Gott ja eh schon gemacht — sondern dass sie uns zum Zeitzählen helfen.
Zeit ordentlich bestimmen zu können war für die Kultur sehr wichtig. Zum einen musste man den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat bestimmen können, zum anderen hat Gott seinem Volk viele Feste gegeben, die zu bestimmten Zeitpunkten gefeiert werden sollten. Da keiner eine digitale Uhr mit sich führte, musste stattdessen eine Möglichkeit bestehen, durch Beobachtung der Natur Zeit klar zu bestimmen.
Hauptgeschaffen werden hier auch nur die beiden großen Lichter. Die Sterne stehen eher wie ein Nachgedanke da — diese vielen leuchtenden Punkte, sowohl die „starren“ als auch die Wandelsterne (Planeten), die ebenfalls von vielen Kulturen als Götter betrachtet wurden, waren auch nur kleine Lichter, die dem Mond beigestellt wurden.
Fragen zum Nachdenken
- Was wäre dir lieber: dieser Bericht, wie er uns gegeben wurde — oder ein moderner, wissenschaftlich formulierter Bericht? Warum?
- Warum war Gott das Bestimmen von Zeiten und regelmäßigen Festen so wichtig? Wie ist es bei uns heute?
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