Genesis 1,1–5
Eigene Übersetzung
- Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.
- Und die Erde war wüst und leer, und Dunkelheit war auf der Oberfläche der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über der Oberfläche des Wassers.
- Und Gott sprach: Licht sei! Und Licht wurde.
- Und Gott sah das Licht, dass es gut war, und Gott trennte zwischen dem Licht und der Dunkelheit.
- Und Gott nannte das Licht Tag, und die Dunkelheit nannte er Nacht, und es wurde Abend und es wurde Morgen: ein Tag.
Kommentar
Wie fängt man ein Buch über Gott an? Genesis beginnt irgendwie unerwartet.
Keine Erklärung, wer oder was Gott ist, keine Verteidigung, dass er existiert. Einfach ein Statement, was er macht.
Und eine ziemlich ungewöhnliche Beschreibung. Es gibt viele Schöpfungsmythen in der Welt, manche haben Ähnlichkeit zur biblischen, aber dennoch unterscheiden sie sich in einigen entscheidenden Punkten.
Besonders auffällig ist, dass Gott einfach tut – und es passiert. In so ziemlich allen anderen Schöpfungsmythen (auch um Israel herum) gibt es eine Vielzahl von Göttern, und Schöpfung findet nur mit Konflikt statt. Konkurrierende Götter müssen besiegt werden, um schaffen zu können – oder aus dem Körper besiegter Götter werden Erde oder Himmel gebildet.
Ganz anders hier.
Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Punkt.
Kein Aber, keiner hinterfragt ihn. Er handelt souverän, und das ist genug.
Dann schwebte der Geist Gottes über dem Wasser. Das gleiche Wort wird manchmal für brütende Vögel verwendet. Er ist einfach da. Ein ruhiges Bild.
Der Text sagt nicht, wie lange Vers 1 und 2 dauerten. War das alles Teil des ersten Tages? Waren zwischen Vers 2 und 3 tausende oder gar mehrere Millionen Jahren? Unsere radiometrischen Ergebnisse sprechen dafür, dass das Material des Universums ziemlich alt ist. Der biblische Text widerspricht dem nicht. Aber er bestätigt es auch nicht – er sagt nur, dass Gott alles schuf und dann sein Geist schwebte.
Bis Gott wieder sprach: Es werde Licht.
Wieder kein Widerspruch, kein Kampf notwendig – nein, es wurde einfach Licht.
Und nun war es hell. Der einzige, der etwas kommentiert, ist Gott selbst. Er bewertet es und sieht, dass es gut war.
Hier wird ein enorm mächtiger, souveräner Gott vorgestellt, der keine Konkurrenz hat. Ja, später in der Bibel lernen wir von Satan, der als Widersacher auftritt, aber Satan ist keine echte Konkurrenz. Wenn Gott etwas sagt, dann passiert es. Satan kann nur reagieren – und auch das nur, wenn Gott es zulässt.
Viele Völker um Israel hatten einen Hauptgott: den stärksten unter mehreren, der nach Kämpfen über ihnen stand. Nicht so Israel. Ihr Gott ist so groß, dass er nicht einmal kämpfen muss.
Er handelt für sich. Er erschafft (das Verb in Vers 1 wird in der Bibel ausschließlich für Gottes Schöpfen verwendet), bewertet, trennt und benennt. Und so ist es.
Und so schuf er den Tag.
Fragen zum Nachdenken
- Warum wird hier nicht erklärt, sondern nur beschrieben?
- Was bedeutet es für dich, einen Gott zu haben, der so souverän ist, dass niemand sein Handeln vereiteln kann?
- Wie muss es wohl gewirkt haben, einen so ruhigen und friedlichen Schöpfungsbericht zu hören, wenn man kriegerische Mythen gewohnt war?