Jesaja 1,24–31
Eigene Übersetzung
- Darum spricht der Herr, Jahwe Zebaoth, der Mächtige Israels: Wehe, ich werde mir Trost schaffen an meinen Gegnern und mich an meinen Feinden rächen.
- Und ich werde meine Hand auf dich zurückbringen und deine Schlacke ausschmelzen wie Potasche und all deinen Zinn entfernen.
- Und ich werde deine Richter zurückbringen, so wie es früher war, und deine Ratgeber wie am Anfang. Dann wird man dich nennen: Stadt der Gerechtigkeit, treue Stadt.
- Zion wird sich freikaufen durch Recht und umkehren durch Gerechtigkeit.
- Und Zerbruch den Rebellen und den Sündern zusammen, und die, die Jahwe verließen, werden verenden.
- Denn sie werden beschämt werden wegen der mächtigen Bäume, an denen ihr Gefallen fandet, und ihr werdet beschämt werden wegen der Gärten, die ihr erwählt habt.
- Denn ihr werdet wie ein mächtiger Baum, dessen Laub verwelkt, und wie ein Garten, der kein Wasser hat.
- Und der Starke wird zu Werg und sein Werk zu Funken; sie werden beide miteinander brennen, und es wird keinen geben, der löscht.
Kommentar
Das Ende der einleitenden Worte des Jesajabuchs spricht davon, wie Gott Jerusalem zurück in seinen früheren, guten Zustand bringen möchte. Es werden dabei immer wieder die Bilder und Worte aufgegriffen, die zuvor schon verwendet wurden. Gott möchte die Schlacke ausschmelzen, zu der das Silber Jerusalems geworden ist (Jesaja 1,22). Er will Richter und Ratgeber zurückbringen in die Stadt, in der keiner mehr nach Recht fragt (Jesaja 1,12).
Die Stadt soll wieder zur Stadt der Gerechtigkeit und zur treuen Stadt werden, nachdem aus der treuen Stadt voller Gerechtigkeit eine Hure geworden ist (Jesaja 1,21).
In Vers 26 kommt zweimal das Wort Stadt vor. Beim ersten Mal ist es das häufige Wort עִיר, beim zweiten Mal das seltenere קִרְיָה, genauso wie in Vers 21.
„Früher“ und „am Anfang“ beziehen sich wohl auf die frühe Zeit der Stadt Jerusalem unter der Herrschaft Davids und der (frühen) Herrschaft Salomos.
Bei den mächtigen Bäumen handelt es sich um Bäume, unter denen Kultstätten errichtet wurden, zur Anbetung fremder Götter. Wohlmöglich handelt es sich um eine bestimmte Baumart wie eine Terebinthe (Terpentinpistazie) oder eine Eiche.
Viele vermuten hier eine Terebinthe, sodass einige Übersetzungen hier auch mit Terebinthe übersetzen.1Fritz Rienecker u. a., Hrsg., „Terebinthe“, in Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel (Witten: SCM R. Brockhaus, 2017), 1161.
Dass hier davon gesprochen wird, dass das Volk sein wird wie ein mächtiger Baum, dessen Laub verwelkt, lässt vermuten, dass es sich um eine Pflanze handelt, die eigentlich immergrün ist. Das würde auf die Terebinthe nicht zutreffen, jedoch auf die in Israel häufig vorkommende Kermes-Eiche. Diese ist verwandt mit den bei uns bekannten Eichen, hat aber festere, stachelige Blätter, die sie das ganze Jahr über trägt.
Auch der Garten wird hier wohl als Ort der Kultstätte verwendet, denn er steht im Parallelismus zu dem mächtigen Baum. Gärten werden nicht so häufig mit Götzendienst in Verbindung gebracht wie Bäume, es ist jedoch zumindest zeitweise geschehen (siehe Jesaja 65,3).
Ein (Gemüse-)Garten in Israel war dadurch definiert, dass er ein abgezäuntes Anbaugrundstück mit fließendem Gewässer war. Im trockenen Klima Israels wäre der Anbau empfindlicher Pflanzen ohne fließendes Wasser auch nicht möglich gewesen. Ein Garten, in dem es kein Wasser mehr gibt, ist eigentlich gar kein Garten mehr, sondern ein totes Stück Erde – was gut im Parallelismus passen würde zu einem immergrünen Baum, der, wenn er stirbt, seine Blätter verliert.
Werg in Vers 31 bezieht sich wohl auf einzelne, kleine Hanffasern, die bei der Produktion als Abfall anfallen. Der Starke sollte eigentlich wie ein mächtiges Tau sein, aber er ist nur wie der schwache und schnell brennende Abfall der Tauherstellung. Dieses Wort kommt sonst in der Bibel nur in der Simsongeschichte vor, wo es genutzt wird, um zu illustrieren, wie leicht es Simson fiel, die Seile zu zerreißen.2„Werg.“ Herders Neues Bibellexikon, hrsg. von Franz Kogler. Freiburg im Breisgau: Herder, 2008, 802.
Fragen zum Nachdenken
- Wie würde Gott heute dein Leben bewerten? Würde er sich auch wünschen, dass du in einen früheren Zustand zurückkommst? Wenn ja, was war damals besser?
- Wieso möchte Gott, dass sein Volk beschämt wird wegen der Kultstätten? Wo kann Scham für uns hilfreich und gut sein?
- 1Fritz Rienecker u. a., Hrsg., „Terebinthe“, in Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel (Witten: SCM R. Brockhaus, 2017), 1161.
- 2„Werg.“ Herders Neues Bibellexikon, hrsg. von Franz Kogler. Freiburg im Breisgau: Herder, 2008, 802.