Genesis 49, 22–26

Eigene Übersetzung

  1. Ein fruchtbarer Sohn ist Joseph, ein fruchtbarer Sohn vor den Augen der Töchter. Er schreitet auf der Mauer.
  2. Und sie wurden bitter und schossen und die Meister der Pfeile feindeten ihn an.
  3. Doch er wohnt beständig mit seinem Bogen, die Unterarme seiner Hände sind gelenkig. Von den Händen der Stärke Jakobs, von dort wird der Stein Israels geweidet.
  4. Vom Gott deines Vaters, und er wird dir helfen, und der Allmächtige, und er wird dich segnen mit den Segen des Himmels oben und mit den Segen der Urflut, die unten liegt, mit dem Segen der Brust und des Mutterleibs.
  5. Die Segen deines Vaters sind stärker als die Segnungen meiner Erzeuger bis zum Verlangen der ewigen Hügel. Sie werden sein auf dem Kopf Josephs und auf dem Scheitel des Fürsten seiner Brüder.

Gedanken zum Text

Ich habe versucht, den Text möglichst wörtlich zu übersetzen. Dabei ist er an einigen Stellen etwas schwierig (vor allem in Vers 22 und 26). Viele Übersetzer gehen davon aus, dass der Text Fehler in der Überlieferung hat und weichen auf die Septuaginta aus oder spekulieren über Alternativbedeutungen von Worten.

Da es sich hier jedoch um einen poetischen Text handelt, der an sich schon mit ungewohnten Bildern arbeitet, häufiger seltene Worte verwendet und vielleicht auch nicht mehr bekannte Homographen enthält, ist es schwierig, klar zu entscheiden, was hier passiert. In einem Prosatext ist es deutlich einfacher zu entscheiden, dass etwas keinen Sinn macht, als in der Poesie.

In den Versen 24 und 25 scheint dann wieder ein Wechsel zum Blick auf Gott stattzufinden, wie es beim Segen für Dan auch geschah.

Die „Hände der Stärke Jakobs“, der „Stein der Israel weidete“ (der Stein – der Hirte Israels?), der „Gott deines Vaters“ und der „Allmächtige“ sind wohl alle Bezeichnungen für Gott.

Der „Segen des Himmels oben“ und der „Segen der Urflut/Tiefe unten“ scheinen sich auf das zu der Zeit typische Bild der flachen Erde zu beziehen. Diese ging davon aus, dass unter dem Land eine tiefe Urflut liegt. In poetischen Texten ist eine solche Anspielung zu erwarten. Ob das bedeutete, dass Jakob dieses Weltbild glaubte, oder ob es im poetischen einfach so ausgedrückt wurde, können wir aus dem Text nicht sicher sagen. Es gäbe jedoch meiner Meinung nach kein Problem darin, wenn er es so geglaubt hätte; Gott sucht schließlich Menschen, die bereit sind, ihm von ganzem Herzen zu folgen, nicht Menschen, die wissenschaftlich 100 % korrekt sein müssen.

Fragen zum Nachdenken

  • Vergleiche mal verschiedene deutsche und englische Übersetzungen. Was fällt dir auf?
  • Wie wirken die Bezeichnungen Gottes in diesem Text auf dich? Welche Namen würdest du Gott in der Poesie geben?
  • In welchen Bereichen ist es wichtig, „richtig“ zu liegen, wo ist es aus geistlicher Sicht weniger wichtig?

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