Genesis 49, 16–19

Eigene Übersetzung

  1. Dan wird mein Volk richten, wie einer der Stämme Israels.
  2. Dann wird er eine Schlange auf dem Weg sein, eine Hornotter auf dem Pfad, beißend die Nachhut der Pferde, und sein Reiter fällt nach hinten.
  3. Auf deine Rettung hoffe ich, Jahwe.
  4. Gad – eine Bande greift ihn an, doch er greift ihre Ferse an.

Gedanken zum Text

Im masoretischen Text stehen die beiden Segenssprüche in einem Abschnitt.

„Dan“ bedeutet richten. Jakob greift diese Bedeutung hier wieder auf, doch stellt sich die Frage, ob das positiv oder negativ gemeint ist – gleich danach wird Dan nämlich mit einer Schlange verglichen, einem Bild, das an den Garten Eden und den Verführer erinnert.

Das allgemeine Wort für „Schlange“ wird im Parallelismus dann durch „Hornotter“ ersetzt – eine kleine, in Ägypten und in der Wüste vorkommende Schlange, die auflauert und einen sehr giftigen Biss hat. Wenn sie ein Pferd beißt, fällt der Reiter tatsächlich kurz darauf hinunter.1David Brown, A. R. Fausset und Robert Jamieson, A Commentary, Critical, Experimental, and Practical, on the Old and New Testaments: Genesis–Deuteronomy (London; Glasgow: William Collins, Sons, & Company, Limited, n.d.), 268.

Der Hinweis „wie einer der Stämme Israels“ könnte sich darauf beziehen, dass Dan sich von den anderen unterschied. Der Stamm war sehr eigenständig. Als ihnen ihr Erbteil nicht gefiel, reisten sie durch halb Kanaan, um sich selbst ein anderes Erbe zu suchen (siehe Richter 18).

Vers 18 hat schon manchen Theologen herausgefordert.2K. A. Mathews, Genesis 11:27–50:26, Bd. 1B der New American Commentary (Nashville: Broadman & Holman Publishers, 2005), 900.

Was macht dieser Ausruf an dieser Stelle? Einige spekulieren, dass er erst später hinzugefügt wurde. Möglich ist aber auch, dass Jakob in seiner prophetischen Schau die Not gesehen hat, die Dan und auch die anderen Stämme treffen würde, und deshalb diesen Ausruf machte.

Der Segen über Gad spricht vom Angriff auf die Ferse – ein Bild, das ebenfalls schon aus dem Garten Eden bekannt ist (Genesis 3,15). Vielleicht sind die beiden Segenssprüche deshalb zusammengefügt?

In den Segnungen Jakobs gibt es immer wieder Anspielungen auf die Namen – kleine Wortspiele. Bei Gad ist dieser Effekt besonders deutlich. Im Hebräischen klingt es etwa so:
Gad gedúd yegudénu ve-hú yagúd akev“ (גָּ֖ד גְּד֣וּד יְגוּדֶ֑נּוּ וְה֖וּא יָגֻ֥ד עָקֵֽב).

Für deutschsprachige Leser mögen die unterschiedlichen Vokale den Eindruck erwecken, es handle sich um verschiedene Wörter. Im Hebräischen jedoch besteht die Wurzel jedes Wortes nur aus Konsonanten – die Vokale verändern nicht die Grundbedeutung, sondern nur die grammatische Form.

Fragen zum Nachdenken

  • Wieso haben so viele der Segenssprüche Jakobs negative Aspekte?
  • Ist das wirklich eine bewusste Anspielung auf Satan im Garten Eden?
  • Wie kann der Ausruf in Vers 18 zu unserem ganz persönlichen Ausruf werden – ganz gleich, wie die Situation aussieht?

  • 1
    David Brown, A. R. Fausset und Robert Jamieson, A Commentary, Critical, Experimental, and Practical, on the Old and New Testaments: Genesis–Deuteronomy (London; Glasgow: William Collins, Sons, & Company, Limited, n.d.), 268.
  • 2
    K. A. Mathews, Genesis 11:27–50:26, Bd. 1B der New American Commentary (Nashville: Broadman & Holman Publishers, 2005), 900.

One Reply to “Dan und Gad – Anspielung auf Satan?”

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