Genesis 49,8–12

Eigene Übersetzung

  1. Juda, du wirst von deinen Brüdern gepriesen werden. Deine Hand sei im Nacken deiner Feinde; vor dir werden sich die Söhne deines Vaters beugen.
  2. Ein junger Löwe ist Juda; vom Raub, mein Sohn, bist du aufgestiegen. Er beugt sich und liegt da wie ein Löwe, wie eine Löwin — wer will ihn aufscheuchen?
  3. Nicht wird das Zepter von Juda weichen, noch der Herrscherstab von zwischen seinen Füßen, bis der kommt, dem es gehört; ihm wird der Gehorsam der Völker gehören.
  4. Er bindet an den Weinstock seinen Eselhengst und an die Edelrebe den Sohn seiner Eselin. Er wäscht im Wein sein Kleid und im Blut der Trauben sein Gewand.
  5. Die Augen sind trüb von Wein und die Zähne Weiß von Milch.

Gedanken zum Text

Lea hat Juda so genannt, weil sie Gott dafür pries, einen weiteren Sohn bekommen zu haben; jetzt wird dieselbe Bedeutung des Namens noch einmal aufgenommen, indem gesagt wird, seine Brüder werden ihn preisen.

Ich finde es eigenartig, dass Ruben sein Erstgeburtsrecht wegen einer Sexualsünde verliert, Juda aber, der sich ebenfalls in sexuellen Dingen vergangen hat, einen Teil des Erstgeburtsrechts erhält. Sicher, Rubens Vergehen war wohl schwerwiegender, aber es bleibt merkwürdig für mich. Zudem war es auch Juda, der vorschlug, ihren Bruder Joseph nach Ägypten zu verkaufen.

In Vers 10 transliterieren viele mit „bis Schilo kommt“. Dieses Wort kommt nur einmal in dieser Bedeutung vor und sonst als Ortsname für einen Ort in Ephraim. Die Bedeutung ist nicht ganz klar; die wahrscheinlichste Deutung lautet jedoch „der dem es gehört“. Dann bezieht es sich auf das Zepter, womit endgültig gesagt wird, dass Juda das Zepter nicht verlieren wird, es wird nur dem Messias übergeben.
Leicht herausfordernd ist das vor dem Hintergrund, dass das Exil die Herrschaft Judas gebrochen hatte und Jesus das Zepter nicht vom herrschenden judäischen König empfangen hat. Vermutlich ist das aber nicht wörtlich zu verstehen (und kein anderer Stamm hat dauerhaft geherrscht).

Das Bild vom Wein und Esel zeigt Reichtum. Trauben gehören zu den 7 wichtigsten Früchten/Produkten Israels. Jude würde später auch im Bergland leben, wo Weinanbau sehr stark betrieben wurde. Dabei würde er so reich sein, das er kein Problem damit hat seine Esel an den Weinstock zu binden, obwohl diese die Trauben liebend gerne verzehren und sogar den Weinstock zerstören würden, da Esel auch gerne an holzigen Ästen knabbern. 

Die Kleidung im Wein waschen ist entweder ein Hinweis darauf, das beim Kelter treten der Wein so Tief ist, dass die Kleidung davon “gewaschen” wird oder ein weiteres Zeichen für Reichtum, das er sich leisten kann Wein statt Wasser zum Waschen zu verwenden.

Beides sind Parallelismen, typisch für Hebräische Poesie, dabei wird etwas bestärkt indem es mit synonymen zwei mal gesagt wird.


Fragen zum Nachdenken

  • Was denkst du dazu, dass Juda über Ruben, Simeon und Levi als Herrscher gewählt wurde? Warum haben die Vergehen der anderen sie ausgeschlossen, bei Juda aber nicht?
  • Wie wörtlich müssen sich Prophetien erfüllen, damit sie „richtig“ sind?

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