Genesis 32,23-33
Eigene Übersetzung
- Und er stand in der Nacht auf und nahm seine zwei Frauen und seine zwei Mägde und seine elf Jungen und überquerte die Furt des Jabbok.
- Und er nahm sie und führte sie über den Fluss und führte alles, was er hatte, hinüber.
- Und Jakob blieb allein übrig. Und ein Mann rang mit ihm bis zum Aufsteigen der Morgenröte.
- Und er sah, dass er ihm nicht überlegen sein konnte – und er berührte sein Hüftgelenk, und Jakobs Hüftgelenk wurde verrenkt bei seinem Ringen mit ihm.
- Und er sprach: Sende mich, denn die Morgenröte ist aufgestiegen. Und er sprach: Ich sende dich nicht, wenn du mich nicht segnest.
- Und er sprach zu ihm: Was ist dein Name? Und er sprach: Jakob!
- Und er sprach: Nicht mehr Jakob soll dein Name genannt werden, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und warst überlegen.
- Und Jakob fragte und sprach: Erzähl mir doch deinen Namen! Und er sprach: Warum das, dass du nach meinem Namen fragst?
- Und Jakob nannte den Namen des Ortes Pnuël, denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden.
- Und die Sonne ging ihm auf, als er Pnuël überquerte, und er hinkte an seiner Hüfte.
- Deshalb essen die Söhne Israels die Sehne, die über dem Hüftgelenk ist, bis zum heutigen Tag nicht, weil er das Hüftgelenk Jakobs berührt hat am Ischiasnerv.
Gedanken zum Text
Wie kam es zu diesem Kampf? Jakob hat seine Frauen und Kinder hinübergeführt. Wieso blieb er allein zurück? Ist er zum Beten zurückgeblieben? Oder hatte er es gar nicht geplant und war kurz davor, weiterzugehen, als der Mann kam?
Dachte Jakob, es wäre ein Kämpfer Esaus, oder dachte er, es wäre ein Dieb – oder wusste er, dass es ein übernatürliches Wesen war?
Ich könnte noch viele weitere Fragen aufschreiben – die Situation ist so ungewöhnlich und plötzlich und mit so wenig Erklärung, dass man viel darüber spekulieren kann (was ja auch vielfach getan wurde).
Sicher ist, dass die beiden Kämpfenden sicherlich auch etwas länger rangen (genau definiert ist die Zeit auch nicht, aber es scheint doch zu implizieren, dass der Kampf nicht erst kurz vor dem Morgengrauen begann). Das muss anstrengend gewesen sein. Da man beim Kämpfen meist versucht, mit voller Kraft den Gegner zu überwinden, gehört es wohl zu den körperlich anstrengendsten Aktivitäten überhaupt – was wohl zeigt, dass Jakob körperlich sehr fit gewesen sein muss (vielleicht nicht ungewöhnlich für einen Hirten).
Wenn er es nicht von Anfang an wusste, musste er irgendwann im Laufe des Kampfes – spätestens als sein Hüftgelenk berührt und verrenkt wurde – erkannt haben, dass der, mit dem er kämpft, übernatürlich war. Wieso sonst soll er nach Segen gefragt haben!?
Er wurde Israel (Kämpfer Gottes) genannt, weil er überwunden hat – man hätte auch einfach übersetzen können: „Denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und es gekonnt.“ Der Text impliziert nicht, dass er Gott besiegt hat. Das Wort wird sonst meist mit können übersetzt. Was für ein Zeugnis: Er konnte mit Gott kämpfen – in irgendeinem positiven Sinn – und Gott zeichnet ihn dafür aus.
Den Ort nennt er Pnuël (Gesicht Gottes). An manchen Stellen werden auch Engel als „Elohim“ bezeichnet. Dann wäre der vorherige Text: „Du hast gekämpft mit Engeln und mit Menschen“, und El könnte sich auch hier eventuell auf einen Engel beziehen. Wahrscheinlicher ist im Kontext jedoch, dass er wirklich sagt, er habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, dass seine Seele gerettet wurde. Es wäre sonst grammatisch fraglich, warum er Elohim ohne Zahlwort verwendet, als wäre es der Eine. (Wenn es nur irgendein Engel war, hätte er es wohl genauer sagen können – zumal seine Geschichte ja zeigt, dass er mehrfach Engeln begegnet ist.)
Dass er hier davon spricht, Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen zu haben, lässt zwei mögliche Interpretationen zu:
Entweder er sieht den Engel als Repräsentanten Gottes und sagt deshalb, er habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen,
oder er ist überzeugt, der, der mit ihm spricht, ist selbst Gott. Und falls dies so ist – wer sonst als Jesus Christus vor seiner Menschwerdung soll es gewesen sein?
Dafür, dass der Heilige Geist als Person so auftritt, gibt es biblisch keinen Beleg, und den Vater hat niemand gesehen.
Fragen zum Text:
- Warum war Jakob wohl allein am Jabbok zurückgeblieben?
- Wieso antwortet der Mann nicht, als Jakob ihn nach dem Namen fragt?
- Hast du bereits mit Gott bis an die Grenzen deiner Kräfte gerungen?
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