Genesis 19,1-13
Eigene Übersetzung
- Und die zwei Engel kamen am Abend nach Sodom, und Lot stand im Tor Sodoms. Da sah Lot sie, stand auf, um ihnen zu begegnen, und verneigte sein Angesicht zur Erde.
- Und er sprach: Siehe, mögt ihr doch ausweichen in das Haus eures Knechtes und dort übernachten und eure Füße waschen. Morgen früh (steht ihr auf) und geht euren Weg. Und sie sprachen: Nicht so, sondern auf dem freien Platz der Stadt wollen wir übernachten.
- Doch er drang sehr in sie ein, und sie wichen zu ihm hin aus und kamen in sein Haus. Und er machte ihnen ein Getränk (= Festmahl) und backte ungesäuertes Brot, und sie aßen.
- Noch bevor sie sich niederlegten, kamen die Männer der Stadt, die Männer Sodoms, und umzingelten das Haus, vom jungen Mann bis zum Greis, das ganze Volk von allen Enden.
- Und sie riefen Lot zu und sprachen zu ihm: Wo sind die Männer, die diese Nacht zu dir hineingekommen sind? Bringe sie hinaus zu uns, damit wir sie erkennen.
- Und Lot ging zu ihnen hinaus zum Eingang und schloss die Tür hinter sich.
- Und er sprach: Tut doch nichts Böses, meine Brüder.
- Seht doch, ich habe zwei Töchter, die noch keinen Mann erkannt haben. Diese lasst mich doch herausbringen zu euch, und ihr tut mit ihnen, wie es gut in euren Augen ist. Nur diesen Männern tut nichts, denn sie sind unter den Schatten meines Daches gekommen.
- Und sie sprachen: Komm näher! Und sie sagten: Einer kam, um sich als Fremder aufzuhalten, und will als Richter richten? Jetzt werden wir dir Schlimmeres antun als ihnen. Und sie drangen sehr auf den Mann Lot ein und näherten sich, um die Tür zu zerschlagen.
- Da streckten die Männer ihre Hände aus, brachten Lot zu sich ins Haus und schlossen die Tür.
- Aber die Männer, die am Eingang des Hauses waren, schlugen sie mit Blindheit, vom Kleinsten bis zum Größten, sodass sie müde wurden, die Tür zu suchen.
- Und die Männer sprachen zu Lot: Gibt es hier noch jemanden, der zu dir gehört? Einen Schwiegersohn, deine Söhne oder deine Töchter und alles, was zu dir gehört in der Stadt? Das führe heraus von diesem Ort.
- Denn wir werden diesen Ort vernichten, denn groß ist ihr Geschrei geworden vor Jahwe, und Jahwe sandte uns, um zu zerstören.
Personen
Lot (לוֹט) – Schekel (Gewicht für Edelmetalle)
Orte
Sodom (סְדֹם) – umschlossener Ort
Gedanken zum Text
Soweit eine normale Geschichte der Gastfreundschaft Lots, die zeigt, dass er ähnlich gastfreundlich war wie Abraham. Hier wird zwar nicht so detailliert beschrieben, was er alles zubereitete (außer das Brot), aber es wird nicht gesagt, dass er ihnen Wasser brachte, sondern dass er ihnen ein Getränk machte. „Getränk“ ist ein Wort, das sehr häufig für Feste verwendet wird (vielleicht, weil man vor allem bei Festen während des Essens trinkt?).
Dann die Szene der Männer der Stadt, die Lots Gäste „erkennen“ wollen (ein Wort für sexuelle Handlungen). Dass jedoch alle, vom jungen Mann bis zum Alten, zusammengekommen sind, zeigt, dass es nicht um sexuelle Lust ging. Auch ist die Annahme, dass ganz Sodom homosexuell war, sehr unwahrscheinlich. Es geht wohl darum, die Gäste zu erniedrigen, Gewalt gegen sie auszuüben und ihnen zu zeigen, dass man keine Gäste duldet. Möglicherweise hätte es mit dem Töten der Gäste geendet – zumindest ist das die Interpretation des Leviten, der in einer Stadt in Benjamin eine ähnliche Situation erlebte. Er berichtet, dass die Stadt ihn umbringen, nicht nur vergewaltigen wollte (Richter 20,4).
Dass Lot seine Töchter stattdessen anbietet, ist herausfordernd. Wer würde seine Töchter für ein paar Fremde aufgeben? Für die nahöstliche Gastfreundschaft dieser Zeit ist es aber verständlich. Wer einen Gast aufnimmt, verbürgt sich mit seiner Ehre dafür, ihn zu beschützen und ihm Gutes zu tun.
Vielleicht hatte er auch gehofft, dass die Männer der Stadt das Angebot ablehnen und die Männer in Ruhe lassen, weil sie verstehen, dass das Angebot seine kulturelle Pflicht ist.
Wir sehen in der Bibel jedoch, dass Gott auch mit den kulturellen Gepflogenheiten arbeitet, selbst wenn sie nicht das Optimum sein müssen. Ich denke nicht, dass man daraus ableiten sollte, dass Gott verlangt, dass wir Gäste höher als unsere eigenen Kinder stellen, aber es zeigt, dass wir höchstmögliche Gastfreundschaft in unserem kulturellen Verständnis zeigen sollen.
Fragen zum Nachdenken
- Siehst du Unterschiede und/oder Gemeinsamkeiten zwischen Lots und Abrahams Umgang mit den Fremden?
- Welchen Grund siehst du, dass die Männer von Sodom die Gäste erniedrigen und vielleicht sogar töten wollten?
- Wie können wir in unserem Kontext große Gastfreundschaft praktizieren?