Genesis 15,1-6

Eigene Übersetzung

  1. Nach diesen Dingen geschah das Wort Jahwes zu Abram in einer Erscheinung sagend: Fürchte dich nicht Abram, ich bin Schild(?) für dich, dein sehr großer Lohn.
  2. Und Abram sprach: Herr, Jahwe, was wirst du mir geben? Und doch Wandel ich kinderlos und Sohn des Gepäcks(?) meines Hauses, er wird Damakus Eliezer sein.
  3. Und Abram sprach: Siehe, mir hast du keinen Samen gegeben, und siehe der Sohn meines Hauses wird mich beerben.
  4. Und. siehe, das Wort Jahwes zu ihm: Dieser wird dich nicht beerben, sondern der, welcher aus deinen Eingeweiden hervorgeht, er wird dich beerben.
  5. Und er führte ihn nach draußen und sprach: Blicke doch zum Himmel und zähle die Sterne ob du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So wird dein Samen sein.
  6. Und er Vertraute Jahwe und rechnete es (ihm an als) Gerechtigkeit.

Personen

Abram (אַבְרָם) – hoher Vater
Damaskus (דַּמָּשֶׁק) – schnell/eilig
Eliezer (אֱלִיעֶזֶר) – Gott ist Hilfe

Gedanken zum Text

Dieser Text birgt einige Herausforderungen oder Unklarheiten im Urtext.

Zuerst die Aussage: „Ich bin dein Schild (und) dein sehr großer Lohn.“ Hier steht kein „und“, es gibt das Gefühl, als wäre beides dasselbe – Schild und sehr großer Lohn. Aber dies scheint mit „Schild“ weniger Sinn zu machen. Hinzu kommt, dass dasselbe Wort auch in Hosea 4,18 vorkommt, wo manche annehmen, dass es möglicherweise eine Art Geschenk bedeutet, aber kein Schild. Sicher liegen Hosea und Genesis zeitlich weit auseinander, aber es ist nicht unmöglich, dass es hier eine zweite Bedeutung gibt, die verloren gegangen ist.

Der nächste sprachlich herausfordernde Punkt ist der „Sohn des Erbes“ oder „Sohn des Gepäcks“. Das Urtextwort kommt nur hier vor und seine Bedeutung ist unklar. Es ist kein typisches Wort für Erbe, sondern sieht aus wie ein Wort für Getränk – aber „Sohn des Getränks“ ergibt hier wenig Sinn. „Gepäck“ kommt von einem Wort, das sich nur um einen Buchstaben unterscheidet (ק vs. כ) = (q vs. k). Bedeutungsmäßig scheint das nicht entscheidend, da es einfach darum geht, dass Eliezer ihn beerben wird, welche Aufgabe oder Eigenschaft ihm hier auch zugeschrieben wird.

Dann steht „Damaskus“ so, als könnte es Teil des Namens sein, anstatt die Herkunft zu bezeichnen. Beides ist möglich – vielleicht ist es seine Herkunft oder, wie ich es übersetzt habe, Teil seines Namens.

Zuletzt noch der letzte Vers. Wer rechnet wem die Gerechtigkeit zu? Glaubt Abram Jahwe und rechnet Jahwe sein Versprechen als Gerechtigkeit an? Oder glaubt Abram Jahwe und Jahwe rechnet es ihm als Gerechtigkeit an? Ein Subjektwechsel (von Abram zu Jahwe) scheint generell nicht unbedingt gegeben, wenn auch nicht unmöglich. Normalerweise wird dieser markiert, wenn er nicht klar ohne Markierung erkennbar ist, z. B. wenn auf einen Befehl oder eine Tat eine Antwort erfolgt. Aber wäre es eine natürliche Reaktion, Vertrauen als Gerechtigkeit zu empfangen? Oder übersetzen wir nur deshalb mit Jahwe als Subjekt, weil Paulus es so verwendet?

Fragen zum Nachdenken

  • Wie wirkt es, dass Abram auf ein Versprechen/eine Zusage Gottes sofort mit einem Anliegen, fast schon einer Beschwerde, reagiert?
  • Warum der Vergleich mit den Sternen? Es gibt offensichtlich deutlich mehr Sterne als Nachkommen Abrams. Sie wurden zwar zahlreich, aber wurden später immer wieder als kleines Volk bezeichnet.
  • Sollten Übersetzungsentscheidungen des Alten Testaments anhand des Neuen Testaments getroffen werden, oder sollte der Text für die Übersetzung unabhängig betrachtet werden?

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