Genesis 14,13-24

Eigene Übersetzung

  1. Und ein Entronnener kam und erzählte Abram, dem Hebräer. Dieser wohnte bei den Eichen von Mamre, des Amoriters, des Bruders von Eschkol und des Bruders Aners; diese waren Bundesgenossen Abrams.
  2. Und als Abram hörte, dass sein Bruder weggeführt worden war, rief er die ausgebildeten Männer seines Hauses zusammen, dreihundertachtzehn, und verfolgte die Feinde bis nach Dan.
  3. Nachts teilte er seine Leute auf, fiel über sie her – er und seine Knechte –, schlug sie und jagte ihnen nach bis Hoba, das links von Damaskus liegt.
  4. Und er brachte die gesamte Beute zurück, auch Lot, seinen Bruder, und dessen Habe sowie die Frauen und das Volk.
  5. Und der König von Sodom zog aus, um ihm entgegenzukommen, nachdem er Kedor-Laomer und die mit ihm verbündeten Könige geschlagen hatte, bis ins Tal Schawe, das ist das Königstal.
  6. Und Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus; er war Priester Gottes, des Höchsten.
  7. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde geschaffen hat.
  8. Und gesegnet sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat. – Und Abram gab ihm den Zehnten von allem.
  9. Und der König von Sodom sprach zu Abram: Gib mir die Seelen, und den Besitz nimm für dich.
  10. Abram aber sprach zu dem König von Sodom: Ich erhebe meine Hand zu Jahwe, Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde geschaffen hat:
  11. Wenn ich auch nur einen Faden oder einen Schuhriemen von dir nehme, damit du nicht sagen kannst: Ich habe Abram reich gemacht!
  12. Nichts für mich, außer was die jungen Männer gegessen haben und der Anteil der Männer, die mit mir gezogen sind: Aner, Eschkol und Mamre – sie sollen ihren Teil nehmen.

Personen

  • Abram (אַבְרָם) – hoher Vater
  • Mamre (מַמְרֵא) – Fettigkeit / Männlichkeit
  • Eschkol (אֶשְׁכֹּל) – Traube
  • Aner (עָנֵר) – (vielleicht) Spross / Wasserfall
  • Kedor-Laomer (כְּדָרְלָעֹמֶר) – Krone des Gottes Lagmar
  • Melchisedek (מַלְכִּי־צֶדֶק) – König der Gerechtigkeit
  • Tidal (תִּדְעָל) – (akkadisch) großer Sohn
  • Bera (בֶּרַע) – er siegte
  • Birscha (בִּרְשַׁע) – Sohn der Gottlosigkeit
  • Schinab (שִׁנְאָב) – (der Mondgott?)
  • Schemeber (שֶׁמְאֵבֶר) – Hochschwung
  • Lot (לוֹט) – Schekel (Gewicht für Edelmetalle)

Orte

  • Dan (דָּן) – Richter
  • Hoba (הוֹבָה) – Die Verborgene
  • Damaskus (דַּמָּשֶׁק) – schnell/eilig
  • Schawe (שָׁוֵה) – tief einsinken
  • Salem (שָׁלֵם) – Friede
  • Sodom (סְדֹם) – umschlossener Ort

Gedanken zum Text

Es ist bemerkenswert, dass Abram hier als „der Hebräer“ identifiziert wird. Eigentlich müsste dem Leser ja klar sein, wer Abram ist, da er bereits in den vorherigen Kapiteln erwähnt wurde. Dennoch wird er hier nochmals speziell benannt – vielleicht, um ihn aus den anderen genannten Personen hervorzuheben oder um eine neue Szene zu markieren (obwohl dies in der masoretischen Abschnitteinteilung nicht sichtbar ist, da das gesamte Kapitel ein Abschnitt war).

Die Geschichte ist beeindruckend: Die Könige, die gerade vier andere Könige besiegt haben, werden von einer kleinen Koalition aus Nomaden und Abrams drei Bündnispartnern geschlagen.

Vermutlich war die gesamte Kriegsschar nicht allzu groß. Sicherlich mehr als die 318 Mann Abrams, aber dennoch nicht vergleichbar mit den späteren Heeren der Assyrer, Ägypter oder Babylonier. Die Könige herrschten über Städte, nicht über große Reiche.

Der Text bestätigt, dass vor allem Besitz, Frauen und das Volk (vermutlich kampfunfähige Kinder und ältere Männer) geraubt wurden – und natürlich Lot, der wahrscheinlich nicht mitgekämpft hatte.

Dann taucht Melchisedek, der König von Salem, auf – eine so mysteriöse Figur, dass noch lange über ihn spekuliert wird. Er ist Priester Gottes, des Höchsten (אֶל עֶלְיוֹן). Der Gottesname „Jahwe“ wird hier nicht verwendet. Abram schwört jedoch bei Jahwe und nennt ihn ebenfalls „Gott, den Höchsten“, wodurch er ihn eindeutig mit dem gleichen Gott identifiziert, den Melchisedek zuvor erwähnt hatte.

Es heißt, dass Abram Melchisedek den Zehnten von allem gab. Vermutlich bezieht sich das auf die Beute (die er selbst nicht für sich beanspruchte), könnte aber auch auf Abrams eigenen Besitz anspielen – wobei fraglich ist, warum er diesen dabeigehabt haben sollte.

Fragen zum Nachdenken

  • Warum bezeichnet Melchisedek Gott als den Höchsten und als Schöpfer? Warum wählt er keine andere Bezeichnung oder keinen anderen Namen für Gott?
  • Wie kann Abram ein Vorbild für den Zehnten sein, wenn er vermutlich etwas verzehntet hat, an dem er keinen Besitz beanspruchte?
  • Gibt es Situationen, in denen auch wir, wie Abram, ablehnen sollten, Reichtum oder Gaben anzunehmen, damit Gott nicht die Ehre geraubt wird?

One Reply to “Melchisedek, der König von Salem”

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