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Deuteronomium 27,20-26

Eigene Übersetzung

  1. Verflucht sei, wer mit der Frau seines Vaters liegt, denn er deckt den Zipfel seines Vaters auf! Und das ganze Volk sage: Gewiss!
  2. Verflucht sei, wer mit irgendeinem Tier liegt! Und das ganze Volk sage: Gewiss!
  3. Verflucht sei, wer mit seiner Schwester, der Tochter seines Vaters oder seiner Mutter, liegt! Und das ganze Volk sage: Gewiss!
  4. Verflucht sei, wer mit seiner Schwiegermutter liegt! Und das ganze Volk sage: Gewiss!
  5. Verflucht sei, wer seinen Nächsten heimlich erschlägt! Und das ganze Volk sage: Gewiss!
  6. Verflucht sei, wer Bestechung annimmt, um eine Seele zu erschlagen, unschuldiges Blut! Und das ganze Volk sage: Gewiss!
  7. Verflucht sei, wer nicht die Worte dieses Gesetzes aufrechterhält, um sie zu tun! Und das ganze Volk sage: Gewiss!

Gedanken zum Text

Die hier beschriebenen Sexualsünden werden an anderen Stellen in der Bibel als Gräuel bezeichnet. Interessant ist, dass der Fokus hier nicht auf Ehebruch liegt, sondern auf Inzest und sexuellen Beziehungen innerhalb der Familie.

Solche Sünden werden in der Bibel mehrfach thematisiert. Beispielsweise verfluchte Noah seinen Sohn Ham, möglicherweise wegen eines Vergehens gegen seine Mutter (was als das Aufdecken der Blöße des Vaters bezeichnet wird). Auch Absalom hatte Geschlechtsverkehr mit den Frauen seines Vaters, und Amnon mit seiner Schwester Tamar.

Bemerkenswert ist jedoch, dass eine Beziehung mit der Schwester in früheren Zeiten nicht immer als gleich schlimm angesehen wurde. Abraham war mit seiner Halbschwester Sara verheiratet, was damals noch akzeptiert zu sein schien. In diesem Text wird jedoch klargestellt, dass auch Halbschwestern unter das Verbot fallen. Dies zeigt sich an der eindeutigen Wortwahl, die jede Mehrdeutigkeit ausschließt.

Eine mögliche Erklärung für dieses Verbot könnte der genetische Verfall sein, der im Laufe der Zeit zugenommen hat. In der perfekten Schöpfung Gottes waren Erbkrankheiten und Mutationen kein Problem. Mit der Zeit könnten solche Risiken jedoch so groß geworden sein, dass Inzucht schließlich als unzulässig galt.

Der Geschlechtsverkehr mit Tieren scheint zunächst nicht in dieselbe Kategorie zu passen, da die anderen Vergehen familiäre Beziehungen betreffen. Eine Verbindung könnte jedoch darin bestehen, dass Tiere oft in den gleichen Wohnräumen gehalten wurden. Dadurch wären alle genannten Sünden innerhalb der „eigenen vier Wände“ begangen worden, was sie mit den Flüchen für heimliche Sünden verbindet.

Wenn man diese Sichtweise annimmt, könnte auch der Geschlechtsverkehr mit der Schwester im Geheimen gemeint sein, statt einer öffentlichen oder ehelichen Verbindung. Diese Interpretation passt zur Betonung heimlicher Vergehen in diesem Abschnitt, wie etwa das heimliche Erschlagen eines Menschen oder das Annehmen von Bestechung.

Der abschließende Fluch in Vers 26 könnte als Zusammenfassung verstanden werden, die alle Verstöße gegen Gottes Gesetz umfasst.

Fragen zum Nachdenken

  • Was macht heimliche Sünden schlimmer als andere Sünden?
  • Welche Erklärung dafür, dass die (Halb-)Schwester erwähnt wird, scheint dir am schlüssigsten? Warum?

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