Deuteronomium 25,1-3
Eigene Übersetzung
- Wenn es einen Streit gibt zwischen Männern und sie nähern sich dem Gericht, und man richtet sie, dann soll man den Gerechten gerecht sprechen und den Schuldigen schuldig.
- Und es soll geschehen, wenn der Böse ein Sohn der Schläge ist, dann soll der Richter ihn zu Fall bringen und ihm in seiner Gegenwart Schläge geben nach der Zahl seiner Schuld.
- Vierzig Schläge darf er ihm geben – aber nicht hinzufügen, damit er ihm nicht darüber hinaus viele Schläge gibt und dein Bruder in deinen Augen verachtet wird.
Gedanken zum Text
Physische Züchtigung gibt es in unseren Gerichten nicht mehr. Vielleicht, weil Freiheitsstrafen in Israel deutlich schwieriger durchzuführen waren?
Ich weiß nicht, wie gut Schläge als Strafe funktioniert haben, um weitere Vergehen zu entmutigen. Aber hier scheint es auch nicht darum zu gehen, dass Gott bestimmt, dass Schläge die beste Strafe sind, sondern darum, dass er eine solche Strafe akzeptiert, dabei aber eine klare Begrenzung vorgibt.
Interessanterweise geht die Begründung auf den Ehrenverlust ein und nicht auf die Gefahr von zu vielen Schlägen.
Der erste Vers ist jedoch ebenfalls sehr wichtig. Es soll dem Recht gesprochen werden, der Recht hat. Das scheint auf den ersten Blick vielleicht zu offensichtlich, als dass es überhaupt erwähnt werden müsste. Aber in unserem Rechtssystem wissen wir leider, dass es häufig mehr darauf ankommt, den richtigen Anwalt zu haben, um das Recht zurechtbiegen zu können, als wirklich Recht zu haben.
Es ist enorm schwer, Recht zugesprochen zu bekommen, wenn man wenig Mittel hat und gegen jemanden klagt, der viele Mittel und gute Anwälte besitzt. Diese Anwälte sind verpflichtet, ihrem Klienten um jeden Preis zu helfen – selbst wenn sie wissen, dass er schuldig ist und eigentlich eine höhere Strafe verdient. Es scheint oft mehr ein Macht- und Wortspiel zu sein als ein wirkliches Suchen nach einem gerechten Gerichtsentscheid.
Fragen zum Nachdenken
- Wieso könnte Gott Schläge als Strafe erlaubt haben? Wie sinnvoll ist diese Strafe in deinen Augen?
- Was denkst du über die Begründung, warum nicht mehr als 40 Schläge verhängt werden durften?
- Wie können wir in Bereichen, wo wir selbst „richten“ müssen, gerecht entscheiden?