Deuteronomium 24,19-22
Eigene Übersetzung
- Wenn du deine Ernte auf dem Feld erntest und Ähren im Feld vergisst, dann gehe nicht zurück, um sie zu holen. Für den Fremden, für die Waise, für die Witwe soll es sein, damit Jahwe, dein Gott, dich segnet in allen Werken deiner Hand.
- Wenn du deine Oliven schlägst, dann suche sie danach nicht ab. Für den Fremden, für die Waise, für die Witwe sollen es sein.
- Wenn du Trauben liest in deinem Weinberg, sollst du nicht danach Nachlese halten. Für den Fremden, für die Waise und für die Witwe ist es.
- Und gedenke, dass du Sklave warst im Land Ägypten. Deshalb gebiete ich dir, diese Dinge zu befolgen.
Gedanken zum Text
Im masoretischen Text sind dies zwei Abschnitte. Da jedoch Vers 21 das Thema weiterführt, habe ich sie heute zusammengefasst.
Hier wird auch das Thema von gestern weitergeführt: Mitleid mit den Schwachen der Gesellschaft.
Dies entspricht überhaupt nicht unserer heutigen Rechtsprechung. Wir haben ein Sozialsystem, das theoretisch jeden, in der Praxis zumindest die meisten, irgendwie auffängt. Aber Nachlese oder Ähnliches gilt als Diebstahl (selbst das Mitnehmen von Müll ohne ausdrückliche Erlaubnis wird als Diebstahl angesehen). In den sozialen Medien habe ich auch schon einige Beiträge von Bauern gesehen, die sich darüber beschweren, dass Menschen nach der Ernte nochmals Kartoffeln auflesen.
Heute spricht man häufig von der 80-20-Regel, wie man mit 20 % des Aufwands 80 % des Ergebnisses erzielen kann. Das erinnert mich daran: Mit dem ersten Durchgang wurde sicherlich schon 80 % (oder sogar mehr) der Ernte eingeholt. Die restlichen Früchte wären mit deutlich mehr Arbeit für einen geringeren Ertrag verbunden gewesen. Ich frage mich, wo wir in unserer nicht mehr agrarischen Gesellschaft etwas Ähnliches tun könnten, um den Armen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu versorgen.
Über die Begründung durch die Sklaverei in Ägypten habe ich gestern bereits geschrieben.
Fragen zum Nachdenken
- Was können wir tun, um die Schwachen der Gesellschaft nicht zu vergessen – auch ganz persönlich?
- Was lernen wir daraus über Gott?