Deuteronomium 23,19-21
Eigene Übersetzung
- Bringe keinen Hurenlohn und Hundegeld in das Haus Jahwes, deines Gottes, für irgendein Gelübde; denn auch diese beiden sind abscheulich für Jahwe, deinen Gott.
- Lege deinem Bruder keinen Zins auf, weder für Geld noch für Nahrung, noch für irgendeine Sache, auf die man Zins nimmt.
- Dem Fremden darfst du Zins auferlegen, aber deinem Bruder lege keinen Zins auf, damit Jahwe, dein Gott, dich segnet in allem, wozu du deine Hand ausstreckst, in dem Land, in das du kommst, um es einzunehmen.
Gedanken zum Text
Hurenlohn und Hundegeld
Vers 19 gehört thematisch noch zum vorherigen Abschnitt. Nicht nur sollen keine Tempelprostituierten in Israel sein, auch das Geld, das durch andere Prostitution erwirtschaftet wurde, hat keinen Platz im Haus Jahwes. Der Begriff „Hund“ bezieht sich hier wohl auf männliche Prostituierte.
Interessant ist, was dieser Text nicht sagt. Er verbietet keine Prostitution im Allgemeinen. Aus anderen biblischen Geboten – insbesondere der Heiligkeit der Ehe und den Verboten im Neuen Testament, die Paulus formuliert – wird allerdings deutlich, dass Prostitution nicht mit dem Willen Gottes vereinbar ist. Dennoch wurde Israel hier kein umfassendes Verbot auferlegt, solange Prostitution nicht mit Ehebruch verbunden war.
Zinsverbot unter Brüdern
Das Verbot, Zins von einem „Bruder“ (im Sinne eines anderen Israeliten) zu nehmen, ist ein grundlegendes Prinzip, das sowohl wirtschaftlich als auch moralisch Sinn macht. Zinsen wurden damals nicht für Konsumausgaben erhoben, sondern meistens in Notsituationen benötigt. Jemandem, der sich ohnehin in einer schwierigen Lage befindet, auch noch Zinsen aufzubürden, wäre grausam – zumal zu große Schulden dazu führen konnten, dass er sich selbst oder seine Kinder in die Sklaverei verkaufen musste.
Dieses Prinzip lässt sich gut auf uns heute übertragen: Sollten wir nicht als Christen bereit sein, einander ohne Gegenleistung zu helfen, vor allem in Zeiten der Not?
Gott verbindet dieses Gebot mit einer Verheißung: Wer keinen Zins von seinen Brüdern fordert, wird von Gott gesegnet. Dadurch wird die Frage des Zinses zu einer Vertrauensfrage: Vertraue ich darauf, dass Gott mich versorgt, sodass ich bereit bin, großzügig zu geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten?
Dieses Prinzip erinnert an Jesu Worte:
Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt; ich bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt mich bekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.
Matthäus 25,34–36
Wenn Jesus uns persönlich bitten würde, ihm ohne Zinsen zu leihen oder Geld zu spenden, würden wir es doch sicher tun. Warum sollten wir nicht mit der gleichen Einstellung allen begegnen, die in Not sind?
Fragen zum Nachdenken
- Was könnte der Grund sein, dass Gott Tempelprostitution und Hurenlohn verbietet, Prostitution im Allgemeinen aber nicht direkt untersagt?
- Wie verbindet sich die goldene Regel („Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen“) mit der Frage nach Zinsen?
- Ist für dich das Leihen oder Schenken eher eine Frage des Gehorsams oder des Gottvertrauens?
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