Posted on

Deuteronomium 23,18

Eigene Übersetzung

18) Es soll keine Heilige in der Mitte der Töchter Israels geben, und auch kein Heiliger unter den Söhnen Israels.

Gedanken zum Text

Ich habe den Text hier bewusst sehr wörtlich übersetzt. Das Wort, das verwendet wird, ist dasselbe, das auch sonst für heilig im positiven Sinne verwendet wird. Doch in diesem Kontext hat es eine ganz andere Bedeutung: Es bezieht sich auf Tempelprostitution, die Gott ausdrücklich verbietet.

Natürlich sind Tempelprostituierte in keiner Weise heilig im Sinne Gottes. Ganz im Gegenteil: Diese Form des Gottesdienstes widerspricht zutiefst seinem Willen, dennoch nutzt es exakt das gleiche Wort.

Vielleicht ist die Tempelprostitution auch Mitgrund, warum Israel immer wieder in die Anbetung fremder Götter verfiel. Es mag uns seltsam erscheinen, dass Menschen an anderen Göttern interessiert waren, doch wenn ein Gottesdienst mit sexuellen Orgien verbunden war, könnte das eine gewisse Anziehungskraft gehabt haben.

Warum aber war Sexualität ein Bestandteil des Gottesdienstes? Kanaans Kultur war stark von landwirtschaftlichem Leben geprägt. Fruchtbarkeitsgötter hatten hier eine zentrale Rolle, da sie für Regen, Saat, Ernte, Viehvermehrung und Nachkommenschaft angerufen wurden. Solche Aspekte waren in einer agrarischen Gesellschaft viel existenzieller als heute. Zumal Kanaan – anders als Ägypten – sehr vom Regen abhängig war und ohne Ausreichende Regenfälle zur rechten Zeit im Winter schnell in eine Dürre verfiel.

In diesen Religionen wurde die Fruchtbarkeit oft durch sexuelle Rituale symbolisiert. Tempelprostitution war nicht nur ein erotischer Akt, sondern auch eng mit der Verehrung der Götter verbunden. Die daraus gewonnene Frucht (wenn die Tempelprostituierte schwanger wurde) wurde dann im nächsten Jahr dem Gott geopfert.

Der biblische Text gibt den Anschein, dass die Kinder, die die Israeliten Zeitweise opferten nicht alle aus Tempelprostitution kamen, aber für die Völker drumherum war es wohl zumindest ein sehr großer Anteil.

Fragen zum Nachdenken

  • Wenn wir auch noch einen Götterpanteon hätten, welcher Gott wäre für unsere Zeit wohl der wichtigste
  • Gibt es moderne Parallelen, wo religiöse oder spirituelle Praktiken mit Sexualität oder körperlichen Reizen verbunden werden? Wie sollten wir damit umgehen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert