Deuteronomium 22,13-19
Eigene Übersetzung
13) Wenn ein Mann eine Frau nimmt und geht zu ihr ein und hasst sie,
14) Und er legt ihr Taten, Sachen vor und bringt sie hinaus zu einem schlechten Ruf und spricht: Diese Frau, die ich genommen habe und der ich mich genaht habe, an ihr habe ich keine Jungfrauschaft gefunden.
15) denn soll der Vater der jungen Frau und ihre Mutter die Jungfrauschaft der jungen Frau nehmen und herausbringen zu den Ältesten der Stadt in die Tore.
16) Und der Vater der Jungen Frau soll zu den Ältesten sagen: Meine Tochter gab ich diesem Mann zur Frau und er hasst sie.
17) Und siehe, er legt ihr Taten, Sachen vor, sagend: Ichhabe an deiner Tochter keine Jungfrauschaft gefunden. Dies hier ist die Jungfrauschaft meiner Tochter. Und sie sollen das Tuch vor den Ältesten der Stadt ausbreiten.
18) Und die ältesten dieser Stadt sollen den Mann nehmen und ihn zurechtweisen.
19) Und sie sollen ihm hundert hundert Silber auflegen und sie dem Vater der jungen Frau geben, denn er hat einen schlechten Namen auf eine Jungfrau Israels gebracht und sie sei seine Frau und er kann sie nicht wegschicken alle seine Tage.
Gedanken zum Text
Dieses Gebot hat bei mir schon immer wieder Fragen aufgeworfen:
- Wieso haben die Eltern das Tuch des Ehebetts?
- Wieso gilt das als sicheres Zeichen, auch wenn wir wissen, dass es nicht unbedingt bei jeder Frau auftritt?
- Wieso muss die Frau dann bei ihm bleiben?
Die Herausforderung liegt sicherlich auch in der Entfernung zu dieser Kultur. Jungfräulichkeit galt damals als besonders wichtig – viel wichtiger, als es uns heute meist erscheint. Gleichzeitig war eine Frau viel stärker auf die Versorgung durch ihren Ehemann angewiesen. Spätestens nach der Ehenacht war sie keine Jungfrau mehr und hätte es sehr schwer gehabt, erneut einen Mann zu finden. Zumal ihr Ruf in der damaligen Kultur zerstört gewesen wäre. Die Ehre der Familie spielte damals eine zentrale Rolle – ähnlich, wie wir es heute noch aus einigen arabischen Ländern kennen.
Vermutlich war die Entschädigung von 100 Schekel Silber nicht nur finanzieller Natur, sondern auch ein Beweis, dass der Vater mit seiner Verteidigung der Ehre seiner Tochter und Familie im Recht lag.
Wie erging es einer solchen Frau dann in der Ehe?
Wurde sie akzeptiert und gut behandelt?
Wie wurde sichergestellt, dass der Mann seinen Frust nicht an ihr auslässt und sie schlecht behandelt?
Dieses Gesetz zeigt, wie viele andere Gesetze auch, die Herausforderungen einer gefallenen Welt. Gott gibt Schutzgesetze als Kompromisse, um das Schlimmste abzuwenden. Doch diese Regelungen entsprechen nicht dem vollkommenen Plan, wie er in einer Welt ohne Sünde hätte sein sollen.
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