Deuteronomium 22,8
Eigene Übersetzung
8) Wenn du ein neues Haus baust, dann mach ein Geländer für dein Dach, dass du nicht Blut auf dein Dach legst, wenn ein Fallender von ihm hinunterfällt.
Gedanken zum Text
Wie du vielleicht schon gemerkt hast, enthält dieses Kapitel eine Reihe von kurzen Gesetzen, sodass ein Abschnitt oft nur ein oder zwei Verse lang ist.
Man sieht hier, dass schon in der Bibel die Verantwortung nicht nur für das eigene Tun galt, sondern auch für das, was man hätte verhindern können.
In Israel waren die Dächer Flachdächer, auf denen man gehen konnte. Sie wurden häufig genutzt, um Feigen zu trocknen. Es war also davon auszugehen, dass von Zeit zu Zeit jemand auf dem Dach unterwegs sein würde.
Deshalb gebietet Gott, aus Schutzgründen ein Geländer zu bauen. Ähnliche Vorschriften kennen wir auch heute noch. Bei unseren Dächern sind solche Regelungen nicht notwendig, da sie in der Regel nicht betreten werden. Aber wenn jemand ein Loch gräbt oder eine Baustelle einrichtet, muss diese abgesperrt werden, um andere zu schützen – selbst wenn man niemanden an diesem Ort erwartet.
Dass es solche Gesetze gibt, zeigt uns erneut, dass Gott zwar die Kontrolle über alles hat, aber vieles auf der Erde aus anderen Gründen geschieht. Extreme Ansichten, die behaupten, dass alles, was passiert, genau so von Gott geplant wurde und wir keinen Einfluss darauf hätten, sind biblisch nicht haltbar. Sonst würde Gott ja nicht gebieten müssen, ein Geländer zu bauen – denn dann würde ohnehin nur derjenige hinabstürzen, den Gott zum Fallen bestimmt hat.
In vielen Bereichen habe ich selbst gesagt (und auch von anderen gehört): „Wenn Gott noch einen Plan mit meinem Leben hat, kann mir eh nichts passieren.“
Doch ist das wirklich korrekt?
Ich bin überzeugt, dass Gott mich beschützen wird, wenn ich im Gehorsam dorthin gehe, wo er mich hinruft – sofern es sein Wille ist. Aber bedeutet das, dass ich vor jeglichen Folgen fahrlässigen Handelns, sei es von mir oder von anderen, geschützt bin? Ich glaube nicht. Es ist möglich, dass ein solcher Fehler mein Leben beendet, auch wenn Gott noch etwas mit mir vorgehabt hätte.
Was denkst du darüber?
Teilst du die Ansicht, dass Gottes Souveränität nicht bedeutet, dass jeder kleine Schritt auf der Erde exakt vorausgeplant ist?
Wie können wir Gottes Souveränität mit der menschlichen Verantwortung und den Folgen unseres Handelns am besten verbinden?