Deuteronomium 21,18-21
Eigene Übersetzung
18) Wenn ein Mann einen rebellischen und widerspenstigen Sohn hat, der nicht auf die Stimme seines Vaters und auf die Stimme seiner Mutter hört, und sie züchtigen ihn, doch er hört nicht auf sie.
19) dan sollen sein Vater und seine Mutter ihn ergreifen und ihn herausführen zu den Ältesten seiner Stadt und zum Tor seines Ortes.
20) Und sie sollen zu den Ältesten seiner Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist störrisch und widerspenstig und hört nicht auf unsere Stimme, er ist ein Unbeherrschter und ein Säufer.
21) Dann sollen alle Männer seiner Stadt ihn mit Steinen steinigen, so dass er stirbt. so sollst du das Böse aus deiner Mitte ausbrennen. Und ganz Israel soll es hören und sich fürchten.
Gedanken zum Text
Dieses Gebot gehört wohl zu den herausforderndsten Geboten des Alten Testaments. Eltern sollen ihren eigenen Sohn zu Tode bringen, weil er nicht hört und unordentlich lebt.
Viele Ausleger sind der Meinung, es handle sich hier um erwachsene Kinder und nicht um kleine Söhne. Einiges im Text spricht dafür, dass es so ist. Kein einziges Mal wird ein Wort für „Kind“ oder auch nur für „junger Mann“ verwendet. Die Personalsuffixe scheinen immer von der Stadt des Sohnes zu sprechen; wäre die Stadt der Eltern bzw. der ganzen Familie gemeint, hätte man wohl Suffixe im Plural erwartet. Das scheint die Möglichkeit zu eröffnen, dass die Eltern und der Sohn in unterschiedlichen Städten wohnen, was bei Minderjährigen wohl nicht anzunehmen wäre.
Das Wort, das ich mit „Unbeherrschter“ übersetzt habe und andere mit „Schlemmer“ übersetzen, kommt von der Wurzel זלל, die mit „leichtfertig“, „verachtet“, „wertlos“, „unedel“, „ausschweifend“ usw. übersetzt werden kann, aber generell nicht so häufig in der Bibel vorkommt. In Sprüche 28,7 wird es im Gegensatz zu jemandem verwendet, der das Gesetz befolgt. Es scheint also nicht einfach um jemanden zu gehen, der Essen genießt und etwas zu viel Wein trinkt, sondern um jemanden, der ein völlig verwerfliches Leben führt – und dabei wohl auch anderen schadet.
Dennoch bleibt es eine Herausforderung, dass die Eltern selbst ihren Sohn zur Steinigung führen sollen. Vielleicht zeigt dies, wie schlimm die Vergehen sein müssen; Eltern würden wohl kaum ihr Kind wegen kleiner Vergehen steinigen lassen – die Lage muss bereits ziemlich extrem sein.
Wie gehst du mit diesem Text um? Was würde es brauchen, um das eigene Kind zum Wohle der ganzen Gesellschaft aufzugeben?
Ohne Gottesstaat sind diese Gesetze für uns nicht mehr auszuführen. Niemand muss irgendjemanden steinigen. Aber was wärst du bereit aufzugeben und loszulassen, wenn du merkst, es wäre notwendig, um Gottes Plan erfüllen zu können? Würdest du deine eigenen Kinder zurückstellen, vielleicht sogar aus der Gemeinde ausschließen lassen, weil sie in einer für die Gemeinde schädlichen Weise handeln?