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Deuteronomium 19,14

Eigene Übersetzung

11) Versetze nicht die Grenze deines Nächsten, welche die Vorfahren gezogen haben in deinem Erbteil, welches du erben wirst in dem Land, dan Jahwe dein Gott dir gibt es zu besitzen.

Gedanken zum Text

Wieder ein sehr kurzer Abschnitt – und diesmal wohl noch weniger für uns heute umsetzbar, aber dennoch lehrreich in Bezug auf Gottes Vorgehen. Dieses Gebot war ganz klar an das Land und das damalige Besitzsystem gebunden. Die Israeliten lebten vom Land, und Landbesitz war für sie wesentlich bedeutender als für uns heute. Jemandem das Land wegzunehmen bedeutete, ihm die Möglichkeit zu nehmen, sich selbst zu ernähren. Daher wurde das Land innerhalb der Familie vererbt und durfte auch nicht dauerhaft verkauft werden.

Manche versuchen dieses Prinzip auch auf unsere heutige Gesellschaft zu übertragen und wünschen sich Eigentumsrechte, durch die sie – etwa durch ein unversteuertes Erbe – kostenlos das behalten können, was die Vorfahren besaßen. Sicherlich ist das für jene, die etwas erben können, wünschenswert. Aber lässt sich das wirklich aus diesem biblischen Gebot ableiten? Meiner Meinung nach eher nicht, denn:

  1. War es wirklich das Erbe der Vorfahren, das Gott ursprünglich gegeben hat, oder haben die Vorfahren ihr Eigentum selbst erworben?
  2. Hängt unser Leben heute wirklich noch vom Besitz ab?

Sicherlich ermöglicht Eigentum denjenigen, die es haben, ein günstigeres Leben. Doch nur die wenigsten von uns bestreiten ihren Lebensunterhalt noch vollständig aus eigenem Anbau. Die einzigen, die hier vielleicht eine ähnliche Argumentation vorbringen könnten, wären Bauern, die tatsächlich vom Land leben.

Sollten wir als Christen für Gesetze zum Schutz des Erbbesitzes eintreten? Ich denke, das ist an sich in Ordnung, doch es ist kaum mit diesem biblischen Gebot an Israel begründbar. Zudem würde solch ein Schutz hauptsächlich jene begünstigen, die bereits Besitz haben, was vermutlich eher auf Kosten derjenigen geschieht, die nichts erben. Somit wäre dies kein sozial vorteilhaftes Gebot für die Schwächsten der Gesellschaft, sondern würde vor allem die Mittel- und Oberschicht bevorzugen. In Israel war dies anders, da dort jeder (außer den Leviten) etwas vom Landbesitz erhielt. – zudem würden viele Wahrscheinlich vor allem ihr Haus in der Stadt geschützt sehen wollen, aber Städte waren in der Bibel an einigen Stellen explizit ausgenommen und galten nicht als das zugeteilte Erbe Gottes und Häuser in den Städten konnten – anders als Land – dauerhaft verkauft werden.

Wie könnten wir dieses Prinzip heute biblisch umsetzen? Wenn wir diesem Gebot gerecht werden wollten, müsste es wohl mit einer gleichmäßigen Umverteilung beginnen, sodass jeder zunächst einen Erbbesitz auf dem Land hätte das er dann auch bearbeitet um davon zu Leben. Dies wäre jedoch in der Praxis kaum durchführbar, erstens ist es unwahrscheinlich, dass jene, die viel besitzen, solch eine Umverteilung unterstützen würden – genauso unwahrscheinlich ist es aber auch, dass der Großteil der Bevölkerung zumindest in Teilzeit wieder in die Landwirtschaft zurück gehen wollte.

Das, was diesem Prinzip am nächsten kommt – und was wir bereits haben – ist die Grundsicherung. Zwar gibt es hier den Unterschied, dass die Grundsicherung ohne Arbeit gewährt wird, während in Israel das Land Eigentum war und dennoch bearbeitet werden musste. Doch beide Maßnahmen erfüllen im Wesentlichen den Zweck, jedem eine Grundlage zum Leben zu bieten.

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