Deuteronomium 17,2-7

Eigene Übersetzung

2) Wenn in deiner Mitte in einer deiner Tore, die Jahwe dein Gott dir geben wird, ein Mann oder eine Frau gefunden wird, die bösen in den Augen Jahwes deines Gottes macht indem sie den Bund übertritt
3) und geht und anderen Göttern dient und vor ihen niederfällt und vor der Sonne oder dem Mond oder den ganzen Heer des Himmels, was ich nicht geboten habe.
4) Und es wird dir berichtet, und du hörst und erforscht ob es stimmt, und siehe, die Sache entspricht der Wahrheit, dieses abscheuliche wurde in Israel getan,
5) dann bringe diesen Mann oder diese Frau, welche diese böse Sache getan hat zu deinen Tore, den Mann oder die Frau, und steinige sie mit Steinen sodas sie stirbt.
6) Aus dem Mund von zwei Zeugen oder drei Zeugen soll er getötet werden, aus dem Mund (nur) eines Zeugen soll er nicht getötet werden.
7) Die Hand der Zeugen sei als erstes gegen ihn, ihn zu töten und nach ihnen die Hand des ganzes Volkes, so brenne das böse aus deiner Mitte weg

Gedanken zum Text

Wie gehst du mit solchen Texten um? Kommt es dir nicht ähnlich vor wie die Scharia-Gesetze, die dazu aufrufen, Andersgläubige zu bekämpfen?

Ich denke, diese Texte sind in ihrem Kontext zwar verständlich, aber dennoch herausfordernd. Wie können solche Gebote von demselben Gott kommen, der seinen eigenen Sohn gesandt hat, um für die Menschen zu sterben?

Vielleicht ist gerade der Fakt, dass er seinen Sohn gesandt hat, um für die Menschen zu sterben, das, was dieses Gebot verständlicher macht. Jesus ist gestorben, weil Sünde so furchtbar schlimm vor Gott ist, dass er sie nicht einfach wegwischen kann. Der einzige Weg, den Menschen wieder Zugang zum ewigen Leben zu ermöglichen, war, dass er sein eigenes Leben gab, um den Menschen eine Neugeburt zu schenken.

Das hängt wohl auch mit dem zusammen, worüber wir gestern gesprochen haben: die Heiligkeit Gottes. Weil Gott so heilig ist – und wir oft nicht mehr wirklich ein Verständnis dafür haben – wird Sünde so extrem verwerflich.

Als Gott Israel als sein Volk berief und mit ihnen den Bund schloss, gab er ihnen seine Gebote. Diese konnten sie nur wirklich halten, wenn sie ihre eigene Ohnmacht erkannten und sich von Gott das Herz beschneiden ließen (5. Mose 30,6). Doch diese „Beschneidung des Herzens“ kann nur in Verbindung mit Gott geschehen. Wenn sich jemand entscheidet, Gott den Rücken zu kehren und anderen Göttern zu dienen, entfernt er sich auch von der Möglichkeit dieser inneren Veränderung.

Darüber hinaus gefährdet er andere, indem er ein Vorbild wird, das gleiche zu tun. Genau das ist in Israel passiert: Fast das ganze Volk verfiel in den Götzendienst.

Wenn du jetzt an Gottes Stelle wärst, was wäre das größere Übel: einen umbringen zu lassen, der sich gegen den Weg zum ewigen Leben entschieden hat, oder das ganze Volk zu gefährden, sodass vermutlich Tausende diesen Weg verlieren?

Für mich bleibt die entscheidende Frage dabei die des Ewigen Lebens. Humanisten, die nicht wirklich an die Existenz Gottes glauben, oder Christen, die an eine Allversöhnungslehre glauben, sehen hier vielleicht das größere Vergehen im Tod eines Menschen. Aber wer die Ewigkeit im Blick hat, bekommt eine andere Perspektive. Dann zählt nur noch die Ewigkeit.

Was für einen Unterschied macht es heute, ob jemand im Mittelalter 10, 20 oder 50 Jahre alt geworden ist? Heute ist er tot und hat keinen Vorteil mehr von seiner Lebenslänge. Das Einzige, was jetzt noch Bedeutung hat, ist, ob diese Person bei Jesu Wiederkunft auferstehen und mit ihm gehen wird. Denkst du, dass jemand auf der neuen Erde in 10.000 Jahren noch ein Problem damit haben wird, dass sein Leben auf der sündigen Erde kurz war?

Und heute? Auch heute zählt am Ende des Lebens nur eines wirklich: ob man das Ewige Leben erlangt hat (und anderen geholfen hat, es auch zu erreichen). Wie alt man geworden ist und was man sonst noch auf der Welt erreicht hat, ist dann völlig irrelevant. Natürlich steinigen wir heute niemanden mehr, der falsche Götter anbetet. Als Christen hat Jesus uns gesandt, in dieser Welt zu leben, aber nicht von dieser Welt zu sein. Gott hat uns nicht berufen, einen christlichen Nationalstaat zu errichten, der darauf achtet, dass niemand vom Glauben abfällt – anders, als es damals bei Israel der Fall war. Unsere Verantwortung heute liegt allein in der Gemeinde. Das Neue Testament spricht durchaus davon, Menschen, die ein schädliches Vorbild leben, aus der Gemeinde auszuschließen. Das ist eine schwere und selten praktizierte Entscheidung. Aber genauso schwer fiel es den Israeliten damals, die Todesstrafe durchzuführen – und weil es selten getan wurde, fiel letztendlich das ganze Volk ab.

Wären unsere Gemeinden heute in einem besseren geistlichen Zustand, wenn wir in diesen Angelegenheiten konsequenter wären?

2 Replies to “Warum gebietet Gott, den Götzendiener zu steinigen?”

  1. Guten Morgen. Danke für deine Gedanken. Ich kann vieles nachvollziehen, verstehe jedoch nicht warum du auf das Mittelalter zurückgreifen musst.

    Der letzte Satz ist für mich herausfordernd. Denkst du wirklich, dass wenn wir heute strenger sind, wird die Gemeinde reiner??
    Wie gesagt, ich bin mir da unsicher.

    Vielen Dank nochmals für deine Mühe!!

    1. Das Mittelalter ist hier nur als Beispiel, weil es oft so fern wirkt und dort noch viele jung gestorben sind…

      Aber es ist richtig, auch für jemanden der gestern gestorben ist, ist es endgültig egal wie alt er geworden ist, nun ist er tot. Ich bin nur im Vergleich weiter zurückgegangen, da Menschen, die vor kurzem gestorben sind noch in der Erinnerung sind und man vielleicht ihren Einfluss noch spüren kann, dass man sagen würde die Lebenslänge war relevant. Auf weitere Entfernung, wenn der Mensch immer mehr in Vergessenheit gelangt wird die wahrgenommene Unbedeutendheit mMn. offensichtlicher.

      Zu der letzten Frage:
      Ich weiß es nicht. es könnte durchaus sein, dass eine größere Entschiedenheit was es angeht die Gemeinde „rein“ zu halten geholfen hätte, das die, die noch da sind den Glauben ernster leben. Es hätte aber auch die Gefahr mit sich gebracht, dass jeder, der ein bisschen anders denkt mit ausgeschlossen wird und dies falsche Lebens und Sichtweisen zementiert hätten. Ich habe tatsächlich keine Ahnung, ob es besser wäre, aber die Tatsache, dass Gott solche Gebote im Alten Testament gegeben hat – und meine Annahme, dass Gott schon weiß was am besten Funktioniert – öffnet für mich die Frage, ob etwas ähnliches nicht auch für uns besser wäre….
      Im Endeffekt bin ich aber auch dankbar nicht in der Verantwortung zu stehen so etwas zu entscheiden, so kann ich einfach den Text lesen, auf mich wirken lassen und mir Gedanken darüber machen – und dabei gerne auch mal etwas kritischer sein oder unkonventionelle Gedanken zuzulassen ohne gezwungen zu sein darauf auch (zeitnah) eine Antwort zu finden.

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