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Deuteronomium 16,9-12

Eigene Übersetzung

9) Sieben Wochen sollst du für dich abzählen, von dem entweihen der Sichel am stehenden Getreide fange an sieben Wochen zu zählen.
10) Dann mache ein Fest der Wochen für Jahwe deinen Gott, nach dem Maß der freiwilligen Gabe deiner Hand, welche du geben wirst, nach dem wie Jahwe dich gesegnet hat.
11) Und freue dich vor Jahwe deinem Gott, du und deine Söhne und dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levit in deinen Toren, der Fremdling, der Weise und die Witwe, die in deiner Mitte ist, an dem Ort, den Jahwe dein Gott erwählen wird um seinen Namen dort wohnen zu lassen.
12) Und gedenke, dass du Sklave warst in Ägypten und bewahre und tue diese Vorschriften.

Gedanken zum Text

Das Wochenfest ist, wie alle Feste Israels, sehr interessant. Es handelt sich um ein Erntedankfest, das 50 Tage nach der Darbringung der Erstlingsfrucht an Passah gefeiert wird. Heute ist es unter Christen vor allem als Pfingsten bekannt, doch habe ich das Gefühl, dass es ansonsten ein weniger bekanntes Fest ist. Während die meisten noch wissen, was Passah bedeutet, kennen die meisten Pfingsten nur als das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes und nicht mehr als das ursprüngliche Wochenfest.

Das verwundert nicht allzu sehr, schließlich ist dieses Fest in der Bibel auch relativ knapp beschrieben. Als Fest am Ende der Weizenernte – und somit nach der Einbringung der beiden Getreidearten Israels, Gerste und Weizen – ist es ein Erntedankfest. Es ist eines der Pilgerfeste und daher eigentlich von großer Bedeutung für Israel, aber mit einer Dauer von nur einem Tag im Vergleich zu den anderen beiden Pilgerfesten recht kurz. Außerdem ist es für uns heute schwerer nachzuvollziehen, da unsere Landwirtschaft anders funktioniert. Bei uns wird meist Winterweizen angebaut, sodass die Getreideernte nicht die erste Ernte des Jahres ist.

Vers 11 erinnert mich dabei an das Sabbatgebot. Wie beim Sabbat, an dem aufgezählt wer alles zur Ruhe kommen soll, wird hier aufgezählt, wer alles am Fest teilnehmen soll.

Interessant ist auch, dass zum Abschluss des Textes die Erinnerung an die Herausführung aus Ägypten erwähnt wird. Warum? Hat es damit zu tun, dass die Knechte (hier das gleiche Wort wie Sklaven) und Mägde auch mitfeiern durften? Oder gibt es andere, in diesem Text nicht beschriebene Aspekte des Festes, die damit zusammenhängen?

Laut jüdischer Tradition wird beim Wochenfest auch das Geben der Gebote am Sinai gefeiert, das 50 Tage nach dem Auszug aus Ägypten stattfand. Biblisch gibt es dafür keinen direkten Beleg, aber könnte es sein, dass diese Tradition so alt ist, dass sie auf eine ursprüngliche Bedeutung des Festes zurückgeht? Schließlich haben auch die anderen Feste Israels, trotz ihrer starken Verbindung zur Landwirtschaft, eine geistliche Bedeutung, die eng mit der Geschichte Israels verbunden ist. Passah ist beispielsweise ursprünglich ein Fest zum Beginn der Ernte, das zeitgleich mit umliegenden Völkern gefeiert wurde, aber durch die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten eine zusätzliche Bedeutung erlangte.

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