Deuteronomium 14,3-8
Eigene Übersetzung
3) Esse nichts abscheuliches.
4) Dies sind die Tiere, welche ihr essen (dürft), Ochse, Schaf und Ziege.
5) Hirsch, Gazelle und Rehbock, Wildziege und Antilope, Bergziege.
6) Und alles Getier, dass gespaltene Hufe hat und Wiederkäut von den Tieren, dass dürft ihr essen.
7) Nur diese sollt ihr nicht essen, von dennen, die Wiederkauen und von denen mit gespaltenen Hufen: Das Kamel, den Hase, den Klippdachs, denn sie kauen zwar wieder, aber gespaltene Hufe haben sie nicht, sie seien unrein für euch.
8) Das Schwein, denn es hat gespaltene Klauen, aber es kaut nicht wieder. Unrein ist es für euch, von seinem Fleisch sollt ihr nicht essen und seine Leiche nicht berühren.
Gedanken zum Text
Speisegebote sind ein interessantes Thema. Die meisten Christen halten sie für völlig abgeschafft und irrelevant. Einige Christen befolgen sie dennoch, wobei sie dies primär mit gesundheitlichen Vorteilen begründen, da das Fleisch unreiner Tiere als weniger gesund gilt.
In der Bibel findet sich jedoch keine gesundheitliche Begründung. Gottes Volk soll bestimmte Tiere nicht essen, weil es ein heiliges Volk ist. Die Argumentation ist auf Gott, nicht auf den Menschen bezogen.
Doch stellt sich die Frage: Gilt das auch noch für Gottes neutestamentliches Volk?
Einige Texte im Neuen Testament scheinen von der Abschaffung der Speisegebote zu sprechen – und wie viele bereits analysiert haben, geht es in den meisten dieser Texte eindeutig um das Essen von Opferfleisch, nicht um unreine Tiere.
Wie ist das Verhältnis der Speisegebote zu den Moralgeboten, wie etwa den Zehn Geboten? Einige Christen setzen sie auf eine Stufe, doch ist das biblisch haltbar?
Wenn man unreines Fleisch isst oder die Leiche eines unreinen Tieres berührt, wird man (rituell) unrein. Das bedeutete, dass man für eine gewisse Zeit nicht in den Tempel gehen und Opfer darbringen konnte. Allerdings wurde man auch unrein durch Dinge, die zum normalen Leben gehören: einen Samenerguss, die Geburt eines Kindes oder das Beerdigen eines Toten.
Kurz vor den großen Feiertagen wollte man sicherlich vermeiden, unrein zu werden, aber im Alltag war es wahrscheinlich nicht so gravierend, wie wir es uns oft vorstellen.
Ich bin überzeugt, dass es immer noch gut und richtig ist, die Speisegebote zu beachten. Sie markieren einen Unterschied zur Welt um uns herum und erinnern uns daran, dass wir „heilig für den Herrn“ sind. Da ich mich mittlerweile vegan ernähre, sieht man diesen Unterschied nicht so deutlich, aber wenn es darauf ankäme, würde ich eher Fleisch von einem reinen Tier essen als von einem unreinen.
Dennoch bin ich überzeugt, dass die Speisegesetze nicht auf einer Stufe mit den Moralgesetzen stehen. Was wäre, wenn es ums Überleben ginge oder darum, in einer entsprechenden Kultur die Annahme von Gastfreundschaft zu zeigen? In solchen Fällen würde ich ein unreines Tier essen – vorausgesetzt, ich überwinde den Ekel. Die Makkabäer sahen das anders, doch nach meinem Verständnis wäre das kein großes Problem.