Deuteronomium 11,22-24
Eigene Übersetzung
22) Denn wenn ihr gewissenhaft dieses ganze Gesetz bewahrst welches ich euch heute gebiete, es zu tun und Jahwe euren Gott zu lieben, alle seine Wege zu gehen und ihm anzuhängen.
23) Dann wird Jahwe alle diese Völker vor euch vertreiben und ihr werdet Völker, die größer und mächtiger sind als ihr in Besitz nehmen.
24) Alle Orte, welche eure Fußsohlen betreten soll für euch sein, von der Wüste bis zum Libanon, vom Fluss, dem Fluss Euphrat bis zum westlichen Meer werden eure Grenzen sein.
25) Niemand wird vor euch bestehen können. Furcht und Schrecken vor euch wird Jahwe euer Gott auf das ganze Land legen, welches ihr betreten werdet, wie er euch gesagt hat.
Gedanken zum Text
Von der Wüste bis zum Libanon – damit ist sicher die Negev-Wüste im Süden gemeint (auch im Osten gibt es Wüste). Dies würde die Süd-Nord-Grenzen und vom Euphrat bis zum Mittelmeer die Ost-West-Grenzen beschreiben.
Aber Israel ist nie auch nur in die Nähe des Euphrat im Osten gekommen (außer im Exil, doch da gehörte ihnen nichts).
Es ist möglich, dass Salomos Reich bis zum Euphrat im Norden reichte, doch was hier beschrieben steht, scheint den Euphrat auch als Grenze im Osten zu meinen.
Wäre das Land also viel größer gewesen, hätten sie gehorsam sein sollen? Es klingt fast so, als hätte Israel die Position einer Weltmacht einnehmen sollen, die später Babylon, Medo-Persien und andere Reiche hatten.
Wäre die Welt und die Geschichte dann völlig anders verlaufen? Und wenn Israel gehorsam geblieben wäre, wären sie dann, im Gegensatz zu Babylon und anderen Reichen, nie gefallen?
Das sind natürlich Spekulationen, doch der Text scheint so etwas anzudeuten.
Hätte sich der jüdische Glaube an den einen wahren Gott (und auch an den Messias, wenn er gekommen wäre) dann ähnlich verbreitet wie der babylonische Glaube?
Wo findet man nicht überall babylonische Einflüsse in den verschiedensten Glaubenssystemen?
Die Verbreitung, die später durch das Christentum kam, hätte durch eine solche Weltmacht als Vorbild wahrscheinlich schon automatisch erfolgen können.
Ich mag diese Spekulationen – wir können in dieser Hinsicht nie völlig sicher sein, da es nicht geschehen ist, doch ich finde es dennoch interessant, darüber nachzudenken, was Plan A gewesen wäre, wenn Gottes Volk ihm treu geblieben wäre und seinen Messias angenommen hätte…
Und wer weiß, wie oft wir auch in der späteren Geschichte des Christentums Chancen vertan haben, die zu einer ganz anderen Welt geführt hätten?
Oder wäre Jesus schon wiedergekommen, wenn sein Volk anders gehandelt hätte?