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Deuteronomium 11,10-12

Eigene Übersetzung

10) Denn das Land, in welches ihr dort kommt um es Besitz zu nehmen ist nicht wie das Land Ägypten, in welches ihr hinausgegangen seid, deinen Samen zu sähen und es mit dem Fuß zu bewässern, wie einen Gemüsegarten.
11) sondern das Land, in das ihr dort hinüberzieht um es in Besitz zu nehmen ist ein Land von Bergen und Tälern und vom Regen des Himmels trinkt es Wasser.
12) Ein Land, dass Jahwe dein Gott (heim)sucht. Beständig sind die Augen Jahwes deines Gottes auf ihm, vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres.

Gedanken zum Text

Heute ein recht kurzer Abschnitt, aber er ist von den Masoreten als eigener Abschnitt markiert, und wenn es masoretische Abschnitteinteilungen gibt, die nicht zu lang sind, dann folge ich ihnen gerne.

Hier gibt es einen interessanten Vergleich: Ägypten war wie ein Gemüsegarten, Kanaan ist anders. Als ich drei Monate zum Studium in Israel war, haben wir uns auch angeschaut, was biblische Gemüsegärten waren und was sie ausgemacht hat. Prinzipiell waren Gemüsegärten eher der Sonderfall, ein Luxusgut; der Großteil der Versorgung lief über Getreidefelder und Weinberge (mit Oliven- und Feigenbäumen).

Ein Grund, warum ein Gemüsegarten so selten war, ist, dass er einige besondere Eigenschaften hatte, die nicht überall in Israel erfüllbar waren:

  • Er brauchte eine Wasserquelle in der Nähe.
  • Dazu wurde ein Wasserreservoir angelegt, um jederzeit mit der gewünschten Menge bewässern zu können.
  • Es wurden Furchen gezogen, um das Wasser an alle Stellen zu bringen.
  • Er wurde umzäunt und galt als sehr privat (durch fremde Weinberge durfte man meist gehen, Gärten waren deutlich privater).

Der letzte Punkt hat mit dem Text wohl wenig zu tun, aber die ersten drei durchaus. Ein Weinberg wurde durch Regen versorgt, der auch die Zisternen füllen sollte, von denen Wasser zum Gießen verwendet werden konnte, wenn der Regen zu lange ausblieb. Aber es war in jedem Fall abhängig vom Regen: Zum einen machte der Regen die Bewässerung viel einfacher, zum anderen war er absolut notwendig, um auch die Zisternen zu füllen.
Ein Gemüsegarten hingegen hatte seine eigene Wasserversorgung und war relativ einfach zu bewässern. Was genau „mit dem Fuß bewässern“ in dem Vers bedeuten soll, weiß ich nicht. Wurden vielleicht die Schleusen für die Wasserversorgung mit dem Fuß auf- und zugemacht? Oder bezieht es sich auf das Ziehen der Furchen, um das Wasser zu leiten? Oder ist es eine andere Bedeutung des Wortes „Fuß“? – Manche Kommentatoren sprechen hier von Fußpumpen, die verwendet wurden, aber in den Gemüsegärten in Israel gibt es keine hinweise auf Fußpumpen und auch was Ägypten angeht konnte ich keine Belege finden, dass dort damals Fußpumpen verwendet wurden. Deshalb halte ich zumindest diese Auslegung für recht unwahrscheinlich (aber es ist zum Verständnis des Textes wohl auch nicht ganz relevant, wofür genau das Wort „Fuß“ hier steht).

Die Bedeutung an sich ist in jedem Fall ziemlich klar, wenn man die Gemeinsamkeiten eines Gemüsegartens mit Ägypten und dem Land Kanaan vergleicht. In Ägypten gab es durch den Nil stets eine ziemlich zuverlässige Wasserquelle. Es war ein sehr fruchtbares Land, das einfach bewässert werden konnte. Der Ertrag des Landes hing im Großen und Ganzen nur von der eigenen Mühe ab, zu säen und zu bewässern.

In Israel war es ganz anders: Zwar war auch viel Arbeit notwendig (teilweise noch mehr als in Ägypten), gerade Weinberge in den sehr steinigen Hügeln Kanaans anzubauen, aber auch das Säen von Getreide und Ähnlichem war ähnlich viel Arbeit wie in Ägypten. Aber danach begann das Hoffen auf den Regen. Ein bisschen konnte man über Zisternen und Bewässerung puffern, aber große Teile der Ernte hingen davon ab, dass der Regen zur rechten Zeit kam.

Deshalb sagt Mose hier auch, dass es ein Land ist, das Jahwe (heim)sucht und wo er sein Auge darauf hat. Rein aus menschlicher Sicht wäre Ägypten als das fruchtbarere und sicherere Land anzusehen. Nicht umsonst war Ägypten stets eine so starke Macht. Aber solange sich Gott darum kümmert, ist das vom Wetter abhängige Kanaan auch sehr fruchtbar und gut.

Wieso hat Gott wohl ein Land für sein Volk ausgewählt, das so abhängig vom Wetter ist?
Wir heute, mit unseren Jobs, sind ja meist nur von unserer eigenen Arbeit oder dem Sozialsystem des Staates abhängig. Wäre es vielleicht besser für uns, wenn es mehr Bereiche in unserem Leben gäbe, wo wir die ständige Abhängigkeit von Gott spüren würden?

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