Deuteronomium 7,17-21
Eigene Übersetzung
17) Wenn du sagst in deinem Herzen: diese Völker sind größer als ich, wie sollte ich überlegen sein, dass ich sie in Besitz nehme.
18) fürchte dich nicht vor ihnen, erinnere dich doch daran, was Jahwe dein Gott mit Pharao und ganz Ägypten getan hat.
19) Die großen Prüfungen, welche deine Augen gesehen haben und die Zeichen und Wunder und die starke Hand und den ausgestreckten Arm (mit) welchem Jahwe dein Gott dich herausgeführt hat. so wird Jahwe dein Gott allen Völkern tun, vor denen du dich fürchtest.
20) Und Jahwe dein Gott wird auch die Hornissen gegen sie schicken, bis die übrig gebliebenen und die, die sich vor dir versteckten vernichtet sind.
21) Erschrecke nicht vor ihnen, denn Jahwe dein Gott in deiner Mitte ist ein großer und furchterregender Gott.
Gedanken zum Text
Der Text sollte für diejenigen herausfordernd sein, die glauben, dass sich jede Prophetie immer 1:1 erfüllt und dass es keine bedingten Prophetien gibt – eine Sichtweise, die in einigen evangelikalen Kreisen verbreitet ist.
Aber wie soll man diesen Text als erfüllt betrachten?
Ganz am Anfang bei Josua gab es ein paar Wunder, aber die Völker wurden noch lange nicht vollständig vertrieben. Auch gibt es, soweit mir bekannt ist, keinen Bericht darüber, dass Hornissen oder andere wilde Tiere die Völker vertrieben hätten.
Daher muss ich annehmen, dass es sich um eine bedingte Prophetie handelt. Was wäre passiert, wenn Israel treu geblieben wäre und Gott von ganzem Herzen gedient hätte?
Wahrscheinlich hätte Gott die Völker durch Zeichen und Wunder für sie vernichtet, und Israel hätte kaum in den Krieg ziehen müssen.
Aber es kam anders: Israel musste viele Schlachten kämpfen und wurde oft besiegt. Manchmal war Gottes Hand sichtbar, oft jedoch nicht.
Wie ist das heute?
Wir haben sicherlich keine Völker zu vertreiben, aber auch unsere Gemeinden stehen vor Herausforderungen, und wir haben (hoffentlich) das Ziel, Menschen zu erreichen – doch oft ist es einfach nur mühsam.
Wäre es anders, wenn wir Gott treuer wären?
Würde Gott auch für uns mehr Wunder tun?
Die Herausforderung besteht wohl darin, dass auch hier das gesamte Volk die Konsequenzen tragen musste, selbst wenn es Einzelne gab, die treu blieben. Zumindest scheint es mir so – und wir sehen in der Bibel immer wieder, dass das ganze Volk die Folgen tragen muss, selbst die, die nicht persönlich schuldig sind.
Für uns im 20. Jahrhundert, wo Individualismus eine große Rolle spielt, ist das besonders herausfordernd. Wie gehst du mit dieser Realität um?