Posted on

Deuteronomium 5,16-21

Eigene Übersetzung

16) Ehre deinen Vater und deine Mutter wie es Jahwe dein Gott dir geboten hat, damit er deine Tage lange macht und damit es dir gut geht auf dem Erdboden, den Jahwe dein Gott dir gibt.
17) Morde nicht!
18) Ehebreche nicht!
19) Stehle nicht!
20) Gebe nicht Zeugnis als falscher Zeuge gegen deinen Nächsten!
21) Begehre nicht die Frau deines Nächsten!
Und verlange auch nicht nach dem Haus deines Nächsten, noch nach seinem Feld, seinem Knecht, seiner Magd, seinem Ochsen, seinem Esel noch nach irgendetwas was deinen Knecht gehört!

Gedanken zum Text

Heute geht es um die zwischenmenschlichen Gesetze – das, was Jesus wohl mit „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ zusammengefasst hat. Oft wird es so gesehen, als wäre es das, was auf der zweiten Tafel des Gesetzes steht. Das passt gut zur Länge im Hebräischen, da die ersten vier Gesetze länger sind als die letzten sechs (wenn man von dieser Zählung ausgeht), wobei man im Vergleich mit anderen Gesetzen der Zeit und Gegend zwei Kopien des gleichen Gesetzes erwarten würde…

Auch die Zählung der Zehn Gebote ist oft umstritten, sodass Juden und unterschiedliche Gruppen sie anders zählen. Die Bibel nennt sie ja selbst die „zehn Worte“, also ist klar, dass es zehn sind – aber welches ist welches?
Eigentlich ist die Zählung nicht relevant, es geht ja um den Inhalt. Das einzige Problem, das durch die Zählung der Katholiken entsteht, ist, dass sie nicht nur die ersten drei Verse zum ersten Gebot verbinden (was ja kein Problem wäre), sondern das erste Gebot so zusammenfassen, dass das Verbot, Götzenbilder zu machen, wegfällt.
Wenn wir auch so zählen würden, aber dennoch das ganze Gebot zitieren, wäre das ein Problem? Wie siehst du das?
Etwas herausfordernd ist auch die Trennung des Begehrens und Gelüstens in zwei Gebote. (Hier in Deuteronomium gibt es zwei verschiedene Worte im Hebräischen, in Exodus 20 ist es zweimal das gleiche Wort.) Warum die Trennung und andere Reihenfolge? Zumal das Gebot ja an den beiden Stellen in unterschiedlicher Reihenfolge zu finden ist.

Exodus 20Deuteronomium 5,21
Verlange nicht nach dem Haus deines Nächsten!
Verlage nicht nach der Frau deines Nächsten, noch nach seinem Knecht, seiner Magd, seinem Ochsen, seinem Eseln noch nach irgendetwas was deinen Nächsten gehört!
Begehre nicht die Frau deines Nächsten!

Und verlange auch nicht nach dem Haus deines Nächsten, noch nach seinem Feld, seinem Knecht, seiner Magd, seinem Ochsen, seinem Esel noch nach irgendetwas was deinen Nächsten gehört!

Hier beginnt es mit „nicht begehren deines Nächsten Frau“, da es ein sexuelles statt ein materielles Begehren wäre – vielleicht verständlich, dass es ein getrenntes Gebot ist? In Exodus steht jedoch zuerst das Haus. Ich habe lange gedacht, dass das Haus einfach als Zusammenfassung für alles steht und die genaueren Worte es nur ausführen. Aber ist die Annahme richtig? Warum ist dieses Gebot leicht unterschiedlich in den beiden Berichten? Hat das mit einem Fokus im jeweiligen Kontext zu tun?

Noch eine Sache, die mir im Zusammenhang mit den Zehn Geboten wichtig ist, weil man so oft falsche Aussagen dazu hört: Manche Prediger sagen, dass die Zehn Gebote eigentlich Prophezeiungen sind (Du wirst nicht töten, du wirst nicht ehebrechen, etc.). Das kommt von einem oft nicht sonderlich guten Verständnis des Hebräischen. Es stimmt, dass das Hebräische keinen negierten Imperativ als separate Form hat, und das, was wir im Deutschen als „Tue nicht“ ausdrücken, im Hebräischen genauso aussieht wie „Du wirst nicht“. Aber das gilt nur für Verneinungen, bei positiven Geboten gibt es diesen Unterschied nicht.
Wenn also jemand sagt, die Zehn Gebote seien Prophezeiungen und keine Gebote, kannst du ihn fragen, warum die zwei positiven Gebote keine Prophezeiungen sind: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ hat einen Imperativ, da es nicht verneint ist, und auch „Gedenke des Sabbattages“ hat einen Imperativ.
Also, warum werden Erlöste automatisch nicht morden, nicht ehebrechen und nicht begehren, aber Vater und Mutter zu ehren muss ihnen befohlen werden?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert