Deuteronomium 4,15-20
15) Nun bewahrt eure Seelen sehr, denn ihr habt keine Gestalt gesehen am Tag, als Jahwe zu euch sprach am Horeb aus der Mitte des Feuers.
16) damit ihr nicht verdirbt und für euch ein Götzenbildnis macht, ein Abbild von irgendetwas männlichen oder weiblichen.
17) ein Abbild irgendeines Tieres, dass auf der Erde oder irgendeines geflügelten Vogels, welches am Himmel fliegt,
18) ein Abbild etwas am Boden kriechenden, ein Abbild irgendeines Fisches, der im Wasser unter der Erde (ist)
19) und dass du nicht deine Augen zum Himmel erhebst und die Sonne siehst und den Mond und die Sterne und das ganze Heer des Himmels und verführst wird und sie anbetest und ihnen dienst, welche Jahwe doch allen Nationen unter dem Himmel zugeteilt hat.
20) Aber euch hat Jahwe genommen und euch herausgeführt aus dem Eisenschmelzofen, aus Ägypten, damit ihr für ihn zum Eigentumsvolk seien sollt, wie es heute ist.
Gedanken zum Text
Zunächst sehen wir, wie Gott hier eindringlich vor Götzen warnt. Es hätte genügt, allgemein zu sagen, man solle kein Bildnis anfertigen, um es anzubeten. Doch Mose zählt hier jede nur erdenkliche Sache auf, von der man sich ein Bild machen könnte. Man bekommt das Gefühl, dass es für Gott furchtbar schlimm sein muss, wenn jemand einen Götzen anbetet.
Aber dann folgt die überraschende Wendung: Er sagt, Israel solle dies nicht tun, aber Gott habe es den Heiden bestimmt, dass sie es tun sollen.
Wow, wie passt das in unser Gottesbild? Macht Gott hier einen Unterschied zwischen verschiedenen Menschen? Wenn der Götzendienst so schlimm ist, hat Gott dann die anderen Völker dazu bestimmt, verloren zu gehen, wie es die Prädestination lehrt?
Ja, es ist herausfordernd für unser Gottesbild. Aber es passt sehr gut zu dem, was die vorherigen Verse und Kapitel immer wieder andeuten: Gott ist absolut souverän. Er hat Kontrolle über jede Nation. Er gibt jedem Volk sein Land – ja, und auch seine Religion.
Das bedeutet nicht, dass jede Religion genauso gut ist; ganz im Gegenteil. Israel sollte ein Vorbild sein, von dem alle lernen können. Die Anbetung des wahren Gottes ist das Ziel und der beste Weg.
Dennoch lässt Gott auch andere Wege zu, teilt anderen Völkern ihr Los zu und akzeptiert es.
Und da wir wissen, dass Gott ein gerechter Richter ist, können wir sicher sein, dass falsche Anbetung nicht zwangsläufig zum Ausschluss vom Himmel führt, wenn sie im Unwissen geschieht. Hier ist es interessant, was Paulus schreibt:
14 Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur dem Gesetz entsprechend handeln, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. 15 Sie beweisen, dass das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben ist, indem ihr Gewissen mit Zeugnis gibt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen – 16 an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richtet nach meinem Evangelium durch Christus Jesus.
Elberfelder Bibel, Röm 2,14–16
Paulus erklärt, dass es möglich ist, zu erkennen, was richtig ist, und danach zu handeln, und dann gerettet zu werden. Sicherlich ist es unwahrscheinlich, dass jemand ohne die Bibel die volle Wahrheit erkennt – sonst hätte Gott uns nicht die Bibel geben müssen – aber es reicht aus, um den Weg der Erlösung durch Jesus zu gehen, selbst wenn sie den Namen Jesus nicht kennen.
Sollten wir deshalb entscheiden, einer anderen Religion zu folgen, die uns gefällt? Nein, das sei ferne! Wer weiß, was Gott von uns verlangt, sich aber für etwas anderes entscheidet, hat keine Ausrede und wird dennoch nach dem gerichtet, was er hätte wissen können, hätte er sich dafür entschieden.
Bedeutet das dann, dass wir aufhören sollten zu missionieren, weil Gott den Menschen ja ihre Religion zugewiesen hat und sie auch so erlöst werden können? Auch das sei ferne! Gott hat uns den Auftrag gegeben, die Botschaft von Jesus in die ganze Welt hinauszutragen. Nur weil es möglich ist, auch ohne diese Botschaft gerettet zu werden, ändert das nichts an unserem Auftrag.
Auch können wir sicher sein, dass, selbst wenn das Gericht für die, die mehr wissen, strenger ist, es dennoch einfacher ist, mit dem Wissen, das die Bibel uns vermittelt, gerettet zu werden, als ohne. Und selbst wenn das nicht so wäre, ist es unser Auftrag, das Evangelium weiterzugeben. Wer wirklich nach den Maßstäben der Bibel lebt, wird auch erfahren, dass es die schönste Art zu leben ist. Warum sollte man jemanden in der Finsternis des Heidentums leben lassen, wenn er auch im Licht des Evangeliums leben kann?
Zuletzt müssen wir jedoch einfach festhalten, dass Gott weiser ist als wir. Das sind meine Erklärungsversuche für Texte wie diesen. Ich glaube nicht, dass Gott jemanden dazu bestimmt hat, ohne irgendeine Chance verloren zu gehen. Aber zu diesem Thema gibt uns die Bibel immer nur kurze Einblicke. Im Großen und Ganzen geht es darum, wie wir Gott kennenlernen und mit ihm leben sollen. Reicht es uns, Gott zu vertrauen und ihm zu folgen, auch wenn wir nicht alles völlig verstehen?
So wie es Jesus auch zu Petrus sagte, als dieser etwas über Johannes fragte:
Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach.
(Elberfelder Bibel, Joh 21,22)