Deuteronomium 4,1-8
Eigene Übersetzung
1) Und nun Israel, höre auf die Regeln und auf die Rechtsbestimmungen welche ich euch lehre zu tun, damit ihr lebst und (hinein)kommt und das Land in Besitz nehmt, dass Jahwe euer Gott euren Vätern gegeben hat.
2) Fügt den Worten, welche ich euch heute gebiete nichts hinzu und nehmt auch nichts davon weg, damit ihr die Gebote Jahwes eueres Gotte haltet, welche ich euch gebiete.
3) Deine Augen haben gesehen, was Jahwe in Baal-Peor getan hat, denn jeden, der dem Baal-Peor nachgelaufen ist hat Jahwe dein Gott aus deiner Mitte vernichtet.
4) Und ihr, die ihr Jahwe euren Gott anhängt, ihr lebt alle noch heute.
5) Schaut, ich habe euch Regeln und Rechtsbestimmungen gelehrt, wie Jahwe mein Gott es mir geboten hat, dass ihr so handelt mitten im Land, in dass ihr kommt um es in Besitz zu nehmen.
6) Und bewahrt und tut sie, denn das ist eure Weisheit und Einsicht vor den Augen der Völker welche all diese Regeln hören, und sie werden Sagen: Wie ist sie so weises und verständiges Volk, diese große Nation.
7) Denn wo ist ein so großes Volk, zu welchem die Götter so nah kommen, zie Jahwe unser Gott jedes mal, wenn wir ihn anrufen?
8) Und wo ist so ein großes Volk wie dieses, für welches es so gerechte Regeln und Rechtsbestimmungen gibt, wie dieses ganze Gesetz, welches ich heute vor euch lege?
Gedanken zum Text
Die Formulierung „Füge nichts hinzu und nimm nichts weg“ kennen wir auch aus der Offenbarung (Offb 22,18). Sie wird gerne verwendet, um zu „belegen“, dass die Bibel abgeschlossen ist, man bloß nichts verändern darf und auch keine neuen Inhalte mehr dazu kommen dürfen. Hier haben wir die gleiche Formulierung aber schon im 5. Buch Mose – danach kam noch einiges weiteres an Bibel dazu.
Man könnte jetzt natürlich argumentieren, dass es sich auf den ersten Teil der Bibel, die Tora, bezieht (für Juden gibt es ja auch eine Dreiteilung dessen, was wir Altes Testament nennen: Tora, Propheten und Schriften). Das mag durchaus so sein, aber es kann sich auch einfach tatsächlich nur auf das beziehen, wovon hier geschrieben wird, das göttliche (Grund-)Gesetz. Genauso bezieht es sich in der Offenbarung wahrscheinlich nur auf das Buch Offenbarung und nicht auf die ganze Bibel.
Damit will ich nicht argumentieren, dass die Bibel nicht abgeschlossen wäre. Ich denke nicht, dass wir dem biblischen Kanon noch etwas hinzufügen können oder sollten, dennoch denke ich, dass der Text unsauber verwendet wird.
Mancher geht so weit und argumentiert, dass absolut nichts von dem Text verändert oder umformuliert werden darf. Für die Juden war es offensichtlich kein Problem, etwas umzuformulieren, da es offensichtlich passiert ist und der Text, den wir heute haben, modernisiert ist (zumindest spricht alles dafür, dass die hebräischen Manuskripte sprachlich aktualisiert wurden). Auch wäre es dann unmöglich, Übersetzungen zu machen, da Übersetzungen zwangsläufig interpretieren müssen.
Vielmehr kann es nur um ein bewusstes Abändern gehen. Füge nichts hinzu und lass nichts weg, weil du es gerne anders hättest oder denkst, du könntest bessere Gesetze machen als Gott. Stehen wir auch manchmal in der Versuchung, Gottes Gebote für uns anzupassen, weil wir meinen, es besser zu wissen?
Auch interessant ist, wie der Text davon spricht, dass andere Nationen das Volk als besonders klug ansehen werden wegen der Gesetze. Ist das, was du erlebst? Hast du das Gefühl, deine Mitmenschen halten dich für besonders klug, wenn du die biblischen Gebote hältst?
Ich erlebe es eigentlich nur manchmal mit dem Sabbat, dass Menschen erkennen, dass es besonders wertvoll sein kann, einen festen und unverrücklichen Ruhetag zu haben. Für andere Gebote höre ich nicht viel davon, aber es ist ja auch so, dass unsere westliche Kultur generell (zumindest zum Teil) auf diesen Gesetzen aufgebaut ist. Vielleicht scheint es deshalb so normal, und der Vergleich ist nicht mehr so groß wie zur Zeit Israels.
Oder könnte es sein, dass wir selber die Gebote gar nicht so ernst nehmen, oder die Menschen es bei uns nicht so sehen? Wir vielleicht die Gebote im Detail gar nicht so gut kennen, weil wir denken schon reich genug an Erkenntnis zu sein?